Zu den furchtbaren Terroranschlägen in Paris am gestrigen 13. November 2015 fehlen mir die Worte. Der Eiffelturm bleibt heute Abend unbeleuchtet als Zeichen der Trauer der Stadt, wie Bürgermeisterin Anne Hidalgo gerade eben getwittert hat.
Leider nicht sprachlos bleiben die Hetzer am politischen rechten Rand. Brandstifter wie Markus Söder erdreisten sich, eine Verbindung von Flüchtlingen und dem gestrigen Terrorakt herzustellen. Wenn es eine Verbindung gibt, dann ist es der Terror als Fluchtursache (denn genau vor diesem Terror fliehen die Menschen ja, z.B. aus Syrien). Aber das ließe sich nun mal nicht für die eigenen, niederen politischen Interessen ausschlachten. Wie getwittert: Markus Söder hat meine tiefste Verachtung für seine schäbige Äußerung am Tag danach:
Heute ist der Tag der Brandstifter am rechten Rand. Heute könnt ihr sie erkennen. Meine Verachtung, @Markus_Soeder! https://t.co/v8ECWj12Ql
— Markus Trapp (@textundblog) November 14, 2015
Ansonsten stimme ich Nils Minkmar zu, der in diesem kurzen Video-Interview am Nachmittag gesagt hat: «Die Lage ist wirklich ernst».
France 24 berichtet live im Web auf Englisch und auf Französisch. Auf Twitter lassen sich Reaktionen und Informationen zum Terroranschlag in Paris unter dem Hashtag #ParisAttacks verfolgen.
Ausgerechnet Markus Söder am rechten Rand zu verorten ist schon ziemlich heftig. Denn tatsächlich scheint einer der Terroristen mit syrischem Pass und bestätigtem Flüchtlings-Status ins Land gekommen zu sein. Das kann, das darf man angesichts hunderter Terror-Opfer nicht unter den Tisch kehren, man muss es benennen und damit umgehen.
Viele der Flüchtlinge fliehen vor dem (bis vor kurzem von vielen Linken übrigens noch verharmlosten) Verbündeten Irans (und Russlands), Assad. Deutlich weniger übrigens, und das sollte uns zu denken geben, vor dem sog. IS.
Der ägyptische Blogger Hussein Aboubakr hat einen sehr lesenswerten Artikel über sein Problem mit dem moderaten Islam geschrieben. Und soweit ich es sowohl theoretisch überblicke, als auch aus meiner praktischen Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit sagen kann, muss ich ihm in weiten Teilen recht geben. Es hilft niemanden, moslemische Flüchtlinge nur als Opfer (und Chance) zu betrachten, sind doch nicht so wenige die, vor denen Frauen und liberale, schwule, christliche und v.a. jüdische Araber in der Vergangenheit geflohen waren, ehemalige Handlanger des Systems. Wenn wir das tun, verraten wir nicht nur die Schutzbedürftigen, die sich bei uns sicher wähnten (soweit das möglich ist, denn Assads Schlägertrupps machen bekanntermaßen ja auch vor aus Syrien geflohenen Deutschen Politikern in ihren Berliner Privatwohnungen nicht halt), sondern auch die Werte, die wir beim magischen FC zurecht hochhalten.
Wenn wir uns der Aufgabe nicht offen und v.a. differenziert stellen, dann sind es v.a. die Menschen, die unseren Schutz und unserere Solidarität benötigen, die wir als erstes opfern.
P.S. Ich stimme, nicht schwer zu vermuten, CS i.d.R. nicht zu, auch hier in vielen Punkten nicht. Aber ihn rechts außen zu verorten (was quasi mundtot bedeutet), wenn es um eine wirklich notwendige Debatte geht, finde ich nicht in Ordnung. Da gibt’s zu AfD bis ganz rechts doch deutliche Unterschiede.
@Piet: Das finde ich nun mehr als befremdlich, dass Du Söder mit den Worten “ausgerechnet Markus Söder” verteidigst. Es vermischt ganz bewußt zwei Themen, die man deutlich trennen muss. Söder bedient ganz bewußt die Stammtische, die nach diesen Attentaten sagen: “Da sieht man es doch, mit diesen Flüchtlingen handeln wir uns nur Probleme ein.”
Nochmal: die Flüchtlinge fliehen genau vor jenem Terror, der gestern in Paris zugeschlagen hat. Etwas anderes ist es, dass natürlich nicht alle Flüchtlinge per se frei von Schuld sind. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass einer der Terroristen, die nach Zeugenaussagen ansonsten ja junge Franzosen waren, ein Flüchtling mit syrischem Pass ist (Update: woran deutliche Zweifel bestehen, der Pass soll nämlich ein Fake sein), wäre das noch lange kein Grund, diese Einzelperson als Grund zu sehen, die Gesamtheit der Menschen auf der Flucht zu diskreditieren. Und genau das macht Söder. Und er macht es ganz bewußt.
Nochmal: ich finde es äußerst verstörend, dass Du diesen Brandstifter hier nicht nur verteidigst, sondern auch mit den Worten “ausgerechnet Markus Söder” frei zu sprechen versuchst, so als wäre er bekannt für sein besonnenes Wesen.