Zeitzeugnis aus dem Iran: Rafi Pitts – Zeit des Zorns


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Wer im Kino gerne Popcorn isst (und entsprechend gerne seichte Filme sehen möchte), sollte hier nicht reingehen. Wer an einem Film gerne noch arbeitet, nachdem er ihn gesehen hat und wer die Geduld mitbringt, sich auch mit einem schwierigen Thema zu beschäftigen, wird den Besuch von «Zeit des Zorns» sicher nicht bereuen.

Der iranische Regisseur Rafi Pitts hat mit «Zeit des Zorns» (Shekarchi/The Hunter, IMDB) ein erschütterndes Zeitzeugnis geliefert, das sowohl menschlich berührt als auch die politische Wut von Menschen in unterdrückten Systemen nachvollziehbar macht. Einen politischen Film kann man dem Zuschauer am besten näher bringen, wenn man zeigt, wie die große Welt (zum Beispiel die eines Staates) in die kleine Welt (zum Beispiel die einer Familie) einschlägt. Und genau das macht «Zeit des Zorns».

In der ZEIT ist ein guter Artikel zum heutigen Filmstart in Deutschland erschienen. Dort schreibt Thomas Assheuer:

Die iranischen Wahrheitswächter werden Rafi Pitts düstere Parabel, die am Schluss eine überraschende Wendung nimmt, todsicher so verstehen, wie sie verstanden werden kann: nicht nur als Warnung an das Regime, sondern als Aufforderung an die Gesellschaft, nicht länger zu warten und endlich ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Der Staatsterrorist Ahmadineschad muss gestürzt werden, denn die Menschen haben nur ein Leben, und danach sind sie tot. Der Umstand, dass Zeit des Zorns vor den Juni-Unruhen 2009 gedreht wurde, macht den Film prophetisch.

Weiter in DIE ZEIT: Grün ist die Farbe der Revolution

Siehe auch Süddeutsche Zeitung: Bis zum letzten Schuss

Habe den Film auf der Berlinale gesehen und kann ihn nur empfehlen, unter der oben genannten Prämisse, dass man auch schwierige und langsame – was nicht heißen muss langweilige – Filme im Kino zu schätzen weiß.

2 Kommentare zu „Zeitzeugnis aus dem Iran: Rafi Pitts – Zeit des Zorns“

  1. trotz aller positiven Kritiken. Der Film ist nicht sehenswert. Er bedient völlig falsche Klischees. Die Iranische Mutter mit Kopftuch selbst im eigen Hause ohne fremde Besuchsanwesenheit.
    Dann als er mit dem Gewehr auf die Polizei schoss, erinnerte mich diese Szene zu sehr an “Ein Mann sieht Rot” mit Michael Douglas.
    Auch das Ende, als man glauben sollte, daß sich die Polizisten gegenseitig umbringen wollten, wurde ja auch ausgeführt nur mit verkleiderter Rolle.

    Tiefgang war da leider keiner für mich, denn das politische System kam darin nicht vor.

  2. @Gladis: Der Film ist für mich eine einzige Anklage des politischen Systems. Dazu bedarf es nicht einer ausführlichen Schilderung des selben. Im Vordergrund steht die persönliche Geschichte des Protagonisten. Doch beinahe alles, was er tut, steht im Kontext der politischen Unterdrückung des Landes. Seine „Auflehnen“ gegen den Staat hat dabei symbolischen Charakter.

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