Wir sind das (virtuelle) Volk

Gerald HimmeleinInteressant sein Kurzporträt als «Schwarzes Schaf der c’t-Redaktion» auf der Website des Heise-Verlages (dort nach unten scrollen). bringt es im Editorial der aktuellen c’t (16/2009, S. 2) auf den Punkt: Die Politik hat nichts verstanden und kümmert sich so gut wie gar nicht um das, was im Moment an Mobilisierung im digitalen Umfeld geschieht:

Die vernetzte Gesellschaft reagiert ihren Frust digital ab. Ihr versteht gar nichts, ihr Politikdinosaurier! Und dann wird es erklärt, immer und immer wieder: Warum das Gesetz eine Farce ist, warum es mehr schadet als nützt, warum es einen neuen digitalen Untergrund schaffen wird, statt den existierenden auszutrocknen.
[…]
Währenddessen sitzen die Politikdinosaurer im Café, blättern durch die Zeitung und freuen sich, wie gut das neue Gesetz beim Volk ankommt. Die Bild hat sie gelobt; Mütterchen haben sich auf der Straße bedankt, dass endlich was gegen den bösen Kinderschänder von nebenan passiert.

Weiterlesen in der c’t: Das virtuelle Volk (PDF).

2 Kommentare zu „Wir sind das (virtuelle) Volk“

  1. Interessante Interpretation des Textes – ich habe das gleiche Editorial (danke, dass Du es direkt verlinkt hast) GANZ anders gelesen:

    Für mich ist das Editorial eine Abrechnung mit der „Generation upload“: Demonstriert lieber im Sessel als im Freien (ein paar Hundert Demonstranten vs 134.000 Unterzeichner), lässt den Frust in unzähligen Blog-Artikel (wie auch ich) ab statt sich um Politik-Arbeit zu kümmern – und in der breiten Masse der Bevölkerung findet eben KEIN Umdenken statt, da kommt die Netzzensur als „prima, dass was getan wird“ durch. Insofern hat die Politik genau das richtige gemacht: auf die relativ wenigen Netz-Leute gepfiffen (die vermutlich eh keine der beiden Volksparteien gewählt hätte) und sich auf So-Tun-Als-Ob-Zum-Wählerstreicheln beschränkt, was eben wesentlich stärker zieht. Und denk ich an den Wahlabend, wird die CDU sich noch bestätigt finden in ihrem Kurs.

    Ein „Wir sind das (virtuelle) Volk“ vermag ich da nicht zu erkennen, eher ein „wir sind der sich selbst wichtig haltende, sich selbst aufgeklärt haltende, aber für die Politik völlig vernachlässigbare Teil des Volkes“, statt Mut lese ich eher deprimiertes Aufgeben.

  2. @truetigger: Von deprimiertem Aufgeben kann ja keine Rede sein, im Gegenteil.

    Was das Editorial erstmal leistet, ist die Fakten aufzuzählen: es gibt eine Art virtuelle Opposition zu politischen Entscheidungen, deren Ausmaß von den mit dem Netz wenig bis gar nicht vertrauten Politikern (noch) nicht wahrgenommen bzw. als irrelevant eingestuft wird. Und wie die Politik aufgefordert ist, dieser wachsenden Gruppe vermehrt Gehör und Beachtung zu schenken, ist die Netz-Community aufgefordert darüber nachzudenken, wie sie Menschen und Medien, die noch nicht so stark auf das Internet vertrauen, besser erreichen können.

    So lese ich das und interpretiere die natürlich in ihrer Wirkung noch viel zu geringe Durchschlagskraft der Warnungen vor Missachtung von Bürgerrechten im Netz keinesfalls als deprimiertes Aufgeben, sondern als Ansporn und Aufforderung zum Wachwerden. Wie gesagt auf beiden Seiten.

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