Literatur aus alter Zeit

Früher wäre alles besser gewesen. Mit fast absoluter Sicherheit ist das gelogen oder mindestens nicht wahr. Die Zeiten, die Wertschätzungen und damit auch die Ziele der Menschen ändern sich und das ist auch gut so. Was aber nicht bedeutet, dass man sich nicht ab und zu etwas in die eben nicht gute, alte Zeit zurück besinnen darf oder sich Zeugnisse beschafft, die davon berichten.

Faksimile: Brief Friedrich von Schiller

Eines jener Dokumente, in denen ich sehr gerne blättere, ist das Buch Schöne Briefe von Friedrich Schiller, herausgegeben von Norbert Oellers, erschienen im Jahre 2004 im DuMont Verlag zu Köln. Darin finden sich wirklich schöne Briefe, in altem Deutsch verfasst, sie erinnern an die damalige Zeit der Blaublüter und der Zweiklassen-Gesellschaft. Was mich fasziniert ist die Gabe, wie Schiller mit den Worten umgeht. Fantastisch!

Endlich bin ich von der hefftigen Bestürzung über den traurigen Abschied meines theuersten Freunds wieder zu mir selbst gekommen, und wage es mein gepresstes Herz durch Worte zu erleichtern. Gegen wen sollte ich dies nun sonst thun als gegen den Vater eines unschätzbaren Sohnes, als gegen Sie, der Sie mich am besten verstehen. Ich will Sie nicht mit kahlen fröstigen Tröstungen betrüben, die nur allzusehr ein kaltes, gefülloses Herz verrathen, nein, ich will mit Ihnen über den verlorenen Edeln weinen, den sein Verlust ist unersetzlich, und für Trostgründe zu gross.

Das Buch ist nicht gerade billig, fast hundert Euro kostet es. Aber es ist sehr schön verarbeitet und wenn man Schiller mag, ist es das Geld wert. Ich habe den Kauf auf jeden Fall bisher nicht bereut.

Im Buch sind sämtlichen Briefe abgebildet und natürlich auch in moderner Schrift abgedruckt. In ihnen zu lesen versetzt in eine andere Zeit, in der die Menschen aber offensichtlich denselben Herausforderungen gegenüberstanden. Vielleicht etwas in einer andern Form, aber die Leiden, die Pein und die Nöte entstammen wohl aus derselben Quelle. Es war also nicht besser und keinesfalls schöner. Aber es ist sehr spannend, in alten literarischen Werken zu stöbern. Damit sie nicht vergessen wird, die Zeit, die nicht besser war.


Anmerkung Markus: Dies ist mein Blogwichtelgeschenk (s. Info) vom unbekannten Blogwichtel. Zum dritten Mal ein Text aus fremder Hand auf Text & Blog. Zum dritten Mal bin ich begeistert und bedanke mich recht herzlich beim unbekannten Blogwichtel.

12 Kommentare zu „Literatur aus alter Zeit“

  1. Herr Markus, das ist ein schönes Blogwichtelgeschenk, insbesondere, da wir es ja hier auch mal mit Handschriften hatten 😉

    Her Fischer, die Werbung dafür war auch hier zu lesen. Und bei mir, aber da sind Sie ja nicht mehr 😛
    Schade, von Ihnen wäre ich auch mal gerne bewichtelt worden.

  2. Kurze Meldung von unterwegs aus dem ICE nach Göttingen:

    @Jekylla: Ja, an unsere schöne Handschriftengeschichte musste ich auch denken.

    @cebe: Alles ist erlaubt. 😉

  3. Aber auch die gebrauchten Bücher waren irgendwann einmal neu. 🙂

    Das schreit doch regelrecht nach den allseits so verhassten, weil immer humpelnden Auto-Analogien: es gibt ja auch bei Autos erstaunliche Preis-Differenzen zwischen Neuwagen und Gebrauchten – rollt man vom Hof, sind schon 15% Wertverlust passiert.

    Bücher wie die gebundene Ausgabe von Schillers Briefen kauft man glaub ich genau dann, wenn man sich spontan in das Gesamt-Objekt verliebt: die Lyrik der damaligen Zeit, verworrene Erinnerungsfetzen an die Schulzeit, die kaum jemand von uns ohne Schiller durchlebte, das erhabene Gefühl, ein besonderes Buch in der Hand zu halten…

    Elektronisch aufbereitete Texte haben ihre Vorteile, Taschenbücher sind ideale Reisebegleiter, und Hörbücher haben auch ihre Reize – aber dann gibt es noch die klassischen Bewohner eines Bücherregals, die bewusst schwere Kost darstellen und mit denen man sich nie “mal zwischendurch”, sondern immer nur mit höchster Konzentration beschäftigt.

    Grr, jetzt will ich auch dieses Buch!

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