Schlagerentdeckungen rund um ‘Hamburg im Regen’

Ich sag ja immer, wenn du dich mit dem deutschen Schlager beschäftigst, dann bist du verloren. Hab eigentlich nur kurz was recherchieren wollen und Tausend interessante Dinge gefunden. Gestern Abend in geselliger Runde wurde passend zum Dauerregen in Hamburg ein Titel von Mary Roos erwähnt: «Hamburg im Regen». Ich dachte erst, ich könne mich an den Song erinnern, doch was ich mit dem Text von «Hamburg im Regen» sang, war «Komm doch mal rüber» (von der grausamen Ingrid Peters aus meiner saarländischen Heimat). War also nix.

Der das Lied ins Spiel Bringende weigerte sich jedoch, es den Unwissenden vorzusingen, so dass mir nur eine nachträgliche Suche nach dem Song von Mary Roos auf YouTube blieb. Doch dort gibt es ihn nicht.

Update: es gibt ihn doch:

Also hab ich weiter recherchiert und herausbekommen, dass «Hamburg im Regen» aus dem Jahr 1974 ein Cover des Songs «Daybreak» (auch 1974) von Harry Nilsson ist. Den gibt es wenigstens im Netz. Ist hier zu hören und gleich konnte ich mich auch wieder an die Version von Mary erinnern:

Songtexte: Daybreak | Hamburg im Regen

Und da ich aber auch ein paar nette andere Sachen von Mary Roos gefunden hab, soll sie auch zu Wort kommen, etwa mit ihrem 1972 beim Grand-Prix vorgetragenen Lied «Nur die Liebe lässt uns leben»:

Die Ärmste musste bei der hier gezeigten Aufnahme durch eine Studiodeko zwischen Kabeln und Kameras kraxeln. Mit dem Song war sie 1972 neun Wochen in den Charts und beim Grand-Prix belegt sie einen beachtlichen dritten Platz. Bei Dailymotion ist auch Paulchen Kuhn als Komponist des Liedes zu Beginn des Grand-Prix-Auftrtittes zu sehen, leider mit grottenschlechtem Ton. (Bei YouTube ohne Paul Kuhn, aber mit besserem Ton). Auch nett, und kannte ich gar nicht: Mary Roos mit «Morgens um fünf». (So spät war’s letzte Nacht aber nicht, als das Gespräch auf «Hamburg im Regen» kam. 😉

Und für alle, die bis hierhin durchgehalten haben, hab ich jetzt noch den absoluten Hammer. So was glaubt man ja gar nicht, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat: Ein junger Diether-Thomas Heck moderiert hier den Schnelldurchlauf des Deutschen Schlager-Wettbewerbes 1969, bei dem die 12 Finalisten in umgekehrter Reihenfolge live ihre (meist äußerst üblen) Lieder noch mal einsingen. Unfassbar, wer da alles auftaucht. Das Ding ist beinahe 40 Jahre alt. Nicht die Spannung nehmen lassen, erst nach Betrachten des Videos schauen, wer da drin vorkam und lesen, wer gewonnen hat. Zeitgeschichtlich wieder höchst interessant, mit welch grausamen Texten man im Schlager die plattesten Klischees bedient hat, ganz zu Schweigen von der getragenen Mode. 10 Minuten die sich lohnen. Man und frau muss allerdings sehr tapfer sein, es werden auch nicht alle bis zum Ende schaffen, da bin ich mir sicher, doch – wie gesagt – durchhalten lohnt: Haltet euch fest, lehnt euch zurück und klickt auf Play:


Direktlink YouTube

Die Auflösung des fast 40 Jahre alten Schlagerwettbewerbes mit den Teilnehmern und Platzierungen: Deutscher Schlager-Wettbewerb 1969.

10 Kommentare zu „Schlagerentdeckungen rund um ‘Hamburg im Regen’“

  1. herzblut /sparschäler

    damit du beim nächstenmal mitsingen kannst.
    gestern nacht ist mir noch eingefallen, dass senta berger mit diesem lied einen nr.1 hit in äquator hatte.

    Mary Roos
    Hamburg im Regen

    Hamburg im Regen, es glänzt der Asphalt.
    Hamburg im Regen, grau und so kalt.
    Doch Du bist bei mir, und es ist schön
    durch Hamburg im Regen mit Dir zu gehen.
    Mit Dir, mit Dir, mit Dir, mit Dir. (fine)

    Hamburg im Regen, ein Schirm und wir zwei.
    Ich bin geborgen und fühl’ mich so frei.
    Ich könnte nirgends glücklicher sein
    als in Hamburg im Regen mit Dir allein.
    Mit Dir, mit Dir, mit Dir, mit Dir.

    Zwei die sich mögen, die glauben daran,
    daß auch bei Regen die Sonne scheinen kann, ja.

    Hamburg im Regen, die Straßen sind leer;
    und die uns begegnen, die wundern sich sehr.
    Wir lachen und tun so als wär’ nichts so schön
    als durch Hamburg im Regen spazieren zu geh’n.
    mit Dir, mit Dir, mit Dir, mit Dir.

    Instrumental

    Zwei die sich mögen, die glauben daran,
    daß auch bei Regen die Sonne scheinen kann, ja.

  2. Meine nasse Regenkleidung wurde hier überhaupt nicht erwähnt… wo bleibt das Mitgefühl auf diesem Blog? Das war doch fast Hatari für die Gesundheit (Hatari= Gefahr)…

    Ach was ich schon immer fragen wollte: Sind Sie es?

    (ich bitte alle Nachlesenden für diesen Insider-Kommentar um Entschuldigung)

  3. Herr R|ob, sind Sie’s? 😉

    Haben Sie die “An-meine Haut-lasse-ich-nur-Hanseregen-und-Chinajacken”-Tour gesund überstanden? Als Ausdruck meines Mitgefühls widme ich Ihnen die letzte Strophe des Mary-Roos-Songs:

    Hamburg im Regen, die Straßen sind leer;
    und die uns begegnen, die wundern sich sehr.
    Wir lachen und tun so als wär’ nichts so schön
    als durch Hamburg im Regen spazieren zu geh’n.
    mit Dir, mit Dir, mit Dir, mit Dir.

  4. Wahnsinn, ich überlege die ganze Zeit, ob ich die Sendung damals gesehen habe, aber hatten wir da schon einen Fernseher? An die Lieder kann ich mich aber erinnern, und France Gall hatte ich mal als Bravo-Starschnitt.

  5. …ups, na ich kannte nur eins, das muss es auch später noch gegeben haben, Roberto Blanco.
    Selten war ich im Nachhinein so froh, dass wir damals noch keinen Fernseher hatten…

  6. @Ute: An Liedern kannte ich auch nur das von Roberto Blanco. Aber einige der Gesichter (er-)kennt man ja und erschreckend oder faszinierend (je nachdem wie man’s sieht), dass sie noch 40 Jahre später im Geschäft sind.

  7. Pingback: Sabadabadoo's Blog

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