InetBib 2008 in Würzburg: Gelungenes Update

InetBib 2008 in Würzburg
Fotocollage aus Flickr-Fotos, einer Vortragsfolie und eigenen Bildern

Wie letzte Woche angekündigt, hatte ich vom 9.-11.4.2008 an der 10. InetBib-Tagung in Würzburg teilgenommen. Meine Erwartungen waren hoch, nachdem ich 2006 so begeistert aus Münster zurückgekehrt war. Um es vorwegzunehmen: sie wurden erfüllt. 460 Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Bibliotheksbereich nach 300 in 2006 bedeuten eine Steigerung von über 50%. Daher gilt es ein erstes Lob den Veranstaltungsteams der UBs aus Würzburg und Dortmund auszusprechen. Jeder, der – parallel zu seiner fortlaufenden Arbeit! – einmal eine Tagung organisiert hat, weiß, was das bedeutet. Der reibungslose und perfekte Ablauf dieser Fachtagung mit einem dichten Programm ist daher alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Edlef Stabenau hat heute schon in seinem Resümee auf netbib einen kleinen Überblick gegeben, wer alles über die InetBib berichtet. Die Blogpostings sind am besten über Technorati mit Suchwort inetbib abzurufen. Geflickert (sprich: fotografiert, Fotos werden auch noch auf InetBib veröffentlicht) wurde hier, getwittert da und dort (Letzterer, moi-même, mit falschem Hashtag ;-).

Hier nun mein Erfahrungsbericht:
Wir haben in kürzester Zeit unheimlich viel erfahren. Zum Beispiel, dass die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) mit ihrer Public-Private-Partnership mit Google eine ganz eigene Interpretation von urheberrechtsfreien Werken entwickelt hat. So meinte der BSB-Vertreter, Dr. Wilhelm Hilpert, auf Nachfrage von Jakob Voß, wieso die durch Google eingescannten gemeinfreien Werke von der BSB nicht der Öffentlichkeit im Rahmen der Idee von Open Access frei zugänglich gemacht würden: «Aber das sind doch unsere Digitalisate» (ich zitiere aus der Erinnerung).

Der weitaus erfreulichere Erkenntnisgewinn hat sich für mich aus einem der besten Vorträge der Tagung ergeben: «Von der BibibliothekarIn zur BibliothekarIn 2.0» von Lambert Heller und Patrick Danowski, und ich sage das ganz bewusst ob der von Einigen formulierten Kritik, manche Beiträge hätten nicht das Niveau des Expertenwissens gehabt, das man auf einer solchen Fachtagung erwarten dürfte. Ja, auch Lambert und Patrick wurde vorgeworfen, Sie seien nicht tief genug in die Materie eingedrungen und von einer solchen Fachtagung dürfe man weiterführende Analysen des bibliothekarischen Umgangs mit dem Internet erwarten. Das sehe ich anders und ich finde der Vortrag zum Update des Bibliothekars 2.0 hat eindrücklich klar macht, dass es sowohl eine große Herausforderung als auch eine riesige Chance für die Bibliotheken ist, sich zusätzlich zu allen weiter bestehenden Aufgaben (wie – um nur einige zu nennen – Bestandserhaltung, Informationsvermittlung und Erfassung der in immer größerer Menge publizierten Informationen) dem Themenfeld Web 2.0 zu widmen und dabei – wenn ich da so salopp formulieren darf – zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: die eigene Arbeit effizienter zu gestalten und die Recherchekompetenz der Nutzerinnen und Nutzer sowohl mit ausbilden zu können bzw. – da, wo schon vorhanden und als Service erwartet, besser und fachgerechter bedienen zu können.

Lernen 2.0 - Selbstlernkurs für Bibliothekare Passend zum Thema «Update Bibliothekar 2.0» wird im Vortrag auch das Blog «Lernen 2.0» vorgestellt, ein von Edlef Stabenau auf dem englischsprachigen Vorbild aufgebauter und mit deutschen Beispielen umkonfigurierter Selbstlernkurs für das Bibliothekswesen.

Die Folien zum Vortrag von Patrick Danowski und Lambert Heller gibt es auch bei Slideshare (einem Webservice, auf dem Vortragsfolien öffentlich zugänglich gemacht werden können) zu sehen:

Und noch ein Wort zu den Kritikern, die tiefer gehende Vorträge erwartet hatten: man sollte gerade auch bei einer Tagung wie der InetBib immer auch an die Kolleginnen und Kollegen denken, die aus organisatorischen Gründen an dieser Fachtagung nicht teilnehmen können, und die froh sind, wenn die dort behandelten Themen so vorgestellt werden, dass man auch in der Nachbetrachtung aus der Ferne einen Gewinn für die immer anspruchsvoller werdende Arbeit vor Ort ziehen kann. 460 Teilnehmer waren in der Tat schon viel, aber die vierstellige Abonnentenzahl der InetBib-Liste (sind es 3.000? Update: Dank des Kommentars von UE: es sind 5.000!) spricht ja dafür, dass der Kreis der Interessenten noch viel größer ist.

Wenn ich eingangs sagte, dass obiger Vortrag einer der besten war, möchte ich abschließend den nennen, den ich am besten fand: «Bibliothek 1.0, 2.0 oder 3.0?» von Prof. Dr. René Schneider. Der Computerlinguist und Hispanist von der Fachhochschule Genf hat den vier Phasen des Webs literarische Entsprechungen zur Seite gestellt:

Web 1.0: «Der Garten der Pfade, die sich verzweigen»
Web 2.0: «Das Schloss, darin sich Schicksale kreuzen»
Web 3.0: «Der Widerspenstigen Zähmung»
Web 4.0: «Es»

Mein Spontantweet zum Vortrag von Prof. Schneider
Auch diesen Vortrag, den ich spontan bei Twitter (s. Abb. oben) als Hammervortrag bezeichnet hatte, gibt es auf Slideshare zu sehen:

Insgesamt kann ich nur sagen, dass sich der Weg nach Würzburg für mich gelohnt hat und ich für die kommende Arbeit in der Stabi Hamburg, konkret für die Virtuelle Fachbibliothek cibera, wieder eine Menge Anregungen bekommen habe und nun guter Dinge bin, diese umzusetzen. Mit der Einrichtung des ciberaBlogs haben wir ja einen ersten wichtigen Schritt in Richtung Web 2.0 getan. Die nächsten werden folgen und werden Dank der InetBib-Tagung auch im Kontakt und im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Bibliothekswesen erfolgen, von denen ich einige ja bereits bald wieder sehen werde: auf dem Bibcamp (16./17. Mai 2008) in Berlin/Potsdam.

Update 16.4. [via netbib]: Mittlerweile gibt es zur Nachbetrachtung der InetBib 2008 auch eine Pressemeldung der UB Würzburg im Informationsdienst Wissenschaft: «Auch ein Bibliothekar muss sich mal updaten».

4 Kommentare zu „InetBib 2008 in Würzburg: Gelungenes Update“

  1. Die InetBib-Liste hat mittlerweile schon über 5.000 Teilnehmer. Bei der Tagung waren also knapp 10 Prozent 😉
    Ich hoffe, dass die 10 % die anderen mit dem 2.0-Esprit der Tagung anstecken können. Die tollen Blogbeiträge vermitteln es schonmal recht gut.

  2. Ich wünsche dir aus Luxembourg viel Erfolg bei der Umsetzung der gewonnenen Eindrücke. Es freut mich, dass dir die Anregungen aus Würzburg bei deiner Arbeit weiterhelfen.

  3. Danke, Thomas, das werden sie. Und das merkt man ja manchmal gar nicht direkt nach so einer Tagung, sondern erst in der längerfristigen Nachbetrachtung. Wenn ich bedenke, wie viel ich in meiner Arbeit in den vergangenen 18 Monaten (seit der letzten InetBib im Herbst 2006) umsetzen konnte, weiß man das erst hinterher so richtig einzuschätzen.

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