Hagen Rether: Spalten statt versöhnen

Jetzt erst gesehen: Hagen Rether am 29.12.07 im Scheibenwischer. Gelungene Kabarettnummer mit klug formuliertem «Spalten statt versöhnen» als Vorwurf an den Spiegel und seine Beschäftigung mit dem Islam und als bitterböses Statement zur um sich greifenden populistischen Angstmache in Deutschland. Sehenswert und nachdenklich machend:


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[via Boje online]

26 Kommentare zu „Hagen Rether: Spalten statt versöhnen“

  1. Ja, echt traurig. Aber immerhin gibt es noch Leute wie Rether, die einem das nochmal vor Augen führen, was so schleichend passiert. Und dass solche „Augenöffner“ sich darum bemühen, gegen zu steuern, ist doch wieder etwas Positives.

  2. Zeigt einmal wieder sehr schön auf, wie wichtig es ist, sich seine eigene Meinung zu bilden und sich nicht vom Mainstream treiben zu lassen. Traurig macht mich, daß jemand zu mir sagte, es handele sich bei dem Video um Comedy. Scheinbar sortieren einige Zuschauer das so in eine Schublade…

  3. Das beeindruckt mich gerade an dem Video: dass es eben nicht Comedy ist, es ist ja nicht mal Kabarett, eigentlich, sondern da regt sich einfach mal einer, der ein Publikum hat, ehrlich auf. Großartig.

  4. @Isabo: Das beeindruckende an Rethers Darbietung (ich sag mal Darbietung, um Comedy oder Kabarett zu vermeiden) ist für mich, dass es ein einstudiertes Aufregen ist, dass immer noch authentisch rüberkommt.

  5. eine klasse nummer!
    sage ich nicht nur weil moslem bin!
    hagen rether ziert die vergleiche, die eigentlich keiner hören will!
    und das nicht nur in dieser nummer!
    auch seine anderen werke sind wirklich bemerkenswert!

  6. Sorry, für mich ist das einerseits flacher Populismus, und andererseits gefährliche Demagogie. Warum? Nun, Rether macht ständig Witze über Christen, die unter die Gürtellinie gehen, er amüsiert sich über das Aussehen des Papstes, er erzählt, dass Katholiken bei Krankheiten verpflichtet seien, einen Exorzisten aufzusuchen usw. alle lachen sich tot, ist schließlich einerseits Kabarett, andererseits notwendige Religionskritik. Gut und schön. Nur ist es so, dass er dagegen ernsthafte, wissenschaftlich fundierte Religionskritik beim Islam sofort als Hetze brandmarkt. Ich frage mich: Wie kann es sein, dass er am laufenden Band Plattitüden über Christen verbreitet oder sich über Todesfälle und das Aussehen der Leichen von politisch Andersdenkenden lustig macht, während er Spiegel-Redakteuren die Veröffentlichung von islamkitischen Artikel (zwischen zig islamfreundlichen) vorhält? Wo sind wir denn? Hier gab es eine Aufklärung, hier herrscht Meinungsfreiheit und Religionskritik. Ob die jeweils berechtigt ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle, denn es kümmert ihn doch auch nicht, ob Katholiken seine Kritik als berechtigt ansehen oder nicht. Und dann muss man sich manche „Argumente“ mal auf der Zunge zergehen lassen: Kinder (!) könnten schließlich den Spiegel lesen und Angst vor Muslimen bekommen? Da dachte ich echt, ich hätte mich verhört. Seit wann lesen Kinder den Spiegel? Seit wann hat der Spiegel seine Inhalte kinderfreundlich zu gestalten? Was ist mit 1000 Spiegel-Titelblättern zum Thema „Kreuzzüge, Hexenverbrennungen“ usw.? Hat sich da ein Rether je empört zu Wort gemeldet oder würde es tun, weil Kinder dadurch Angst vor Christen oder Kirchen bekommen könnten? Das ist wohl ungewollte Comedy. Weiter geht es mit solchen Forderungen, dass Ehrenmorde bitteschön den „Familiendramen“ zuzurechnen seien. Natürlich ist ein Ehrenmord ein Familiendrama, aber deshalb braucht sich die Soziologie nicht von einem Stammtischunterhalter vorschreiben lassen, wo die Ursachen dafür liegen und in welche Kategorien man diese einteilen muss. Es gibt nunmal das Phänomen, dass in bestimmten Kulturen Familienmitglieder zur „Ehrenrettung“ der Familie umgebracht werden, von Mißhandlung und Druck vorher, die die Gesellschaft nicht mitbekommt, ganz zu schweigen. Hier liegt das Motiv für den Mord, und das ist nunmal nicht dasselbe Motiv wie z.B. ein Mord aus Eifersucht. Das sind nunmal Fakten, da kann man die Relität nicht einfach dem eigenen Weltbild anpassen, in dem man sowas nicht haben möchte. Das ist nicht nur lächerlich, sondern gefährlich, weil man die Probleme wegdefiniert, statt sie anzugehen. Klar, vieles hört sich im ersten Moment skandalös und bedenklich an, aber das ist eben das Wesen von Stammtisch-Populismus, man muss schon die Mechanismen näher durchdenken, mit denen Rether arbeitet.

  7. Danke Bernd für deinen ausführlichen Kommentar. Ich kann jetzt relativ wenig zu Hagen Rethers Verteidigung sagen, weil ich mich nicht gut genug mit ihm beschäftigt habe. Ich bleibe aber dabei, dass ich die hier vorgestellte Nummer sehr gelungen finde (sonst hätte ich sie ja auch nicht im Blog präsentiert).

    Satire darf auch einseitig sein und neigt zuweilen zur Übertreibung. Auch um Gegenbilder zu schaffen. Ich finde das durchaus legitim, ohne alle Kritikpunkte im einzelnen zu kennen, die Rether womöglich in anderen Kontexten gegen den Spiegel oder gegen die Katholische Kirche vorgebracht haben mag.

  8. Nachtschwärmer

    Rethers Darstellung sog. „Ehrenmorde“ als Familiendrama ist übel. So etwas hat auch nichts mehr mit Übertreibung oder Satire zu tun.
    Rether wendet sich massiv gegen Aufklärung und Emanzipation, und eigentlich sollte er wissen was er da tut.

    Warum Rether sich so verhält, da wäre vielleicht zunächst der rasche, verführerische Erfolg des einfach gestrickten Stammtischpopulismus eine Erklärung. Kein politisches Kabarett sondern Klamauk, Geschmacklosigkeiten als Selbstzweck

    Wenn das unzulänglich erscheint, dann bleibt noch die m.E. naheliegende Spekulation über seine persönlichen Motive, auch seine religiösen.

  9. Ich vermute einmal, dass es sich bei Bernd (Kommentar Nr. 9) und bei Nachtschwärmer um die gleiche Person handelt. Aber, vielleicht ist auch das nur eine «Spekulation». Jedenfalls sind die Stellungnahmen zu Hagen Rether sprachlich und inhaltlich sehr nahe beieinander. Wie dem auch sei, ich habe das meinige dazu schon gesagt.

  10. Nachtschwärmer

    Ich vermute einmal, dass es sich bei Bernd (Kommentar Nr. 9) und bei Nachtschwärmer um die gleiche Person handelt.

    @Markus: Nein, handelt es sich nicht. Könntest du vmtl. auch per IP-Nummer abschätzen, ausser wenn Bernd zufällig aus der gleichen (allerdings bevölkerungsstarken) Region käme wie ich und den gleichen Provider hätte.

    Beim Thema „Kinder“ würde ich seiner Argumentation auch nur bedingt zustimmen, wogegen Bernd bei einigen seiner „christlichen“ Ansätze Bereiche abdeckt, die ich so noch gar nicht bedacht habe. Zumal ich da erstmal die Aufklärung im Sinn habe, als einen Konflikt katholische Kirche vs. Islam.

    Beim sog. „Ehrenmord“ würde ich die Unterschiede zum Familiendrama noch mehr herausstellen und weniger das Motiv thematisieren, so ist es vorsätzlicher Mord und keine Kurzschlußreaktion; ein Mord welcher dann noch von der restlichen Familie, womöglich von großen Teilen oder gar der ganzen Gesellschaft oder Kultur gefordert, begangen oder gedeckt wird.

    Genau da muß spätestens Schluß sein mit „Multi-Kulti“, genau da gibt es wenig Versöhnliches zu sagen, und da ist auch die Verbindung zu Themen wie der Unterdrückung der Frau durch oder im Islam. Falsche Toleranz oder Weggucken, worauf Rethers Empfehlung a la „Kuschelkurs“ letztlich auch hinausläuft, ist da einfach nicht angebracht.

  11. @Nachtschwärmer: Ok, dann hätten wir das ja auch geklärt(Nachtschwärmer ungleich Bernd). Ich danke dir für die Richtigstellung und die inhaltliche Präzisierung deiner Meinung zu Hagen Rether.

  12. Hallo. Nein, wir sind nicht dieselbe Person. Was die Punkte zur Identifikation angeht, ich wohne in NRW und surfe über die Telekom. Letztlich bleibt es dir ja überlassen, mir zu glauben oder nicht, aber so Spielchen mit mehreren Namen hab ich echt nicht nötig.

    Ich sehe ähnlich wie Nachtschwärmer auch Unterschiede, auch, wenn die nicht allzu groß sind. Bei den Ehrenmorden bin ich ganz bei ihm. Rether vereinfacht hier Dinge aus bestimmten Interessen, was schon wissenschaftlich nicht haltbar ist. Er hätte da gern den Deckel draufgesetzt und das Thema „Ehrenmorde“ so abgewürgt, indem es zu einer böswilligen Begiffskonstruktion Andersdenkender erklärt wird, an sich aber gar nicht existiert. Das Phänomen selber ist soziologisch erforscht, und auch jeder „Normalsterbliche“ kann aufgrund der Definitionen unterscheiden. Rethers „Argumentation“ ist für mich eindeutig von politischen Interssen geleitet. Und das finde ich auch insgesamt so schlimm bei den Gruppen, die jegliche Kritik am Islam abwürgen wollen: Sie meinen, auf der richtigen Seite zu stehen, indem sie etwas gegen Diskriminierung tun, die Absichten mögen edel sein, aber sie leisten Kräfte Dienste, gegen die sie sich eigentlich als Linke energisch wehren müssten. Statt Realitäten mal als solche zu akzeptieren und nach Lösungen zu suchen, wird nur geschaut, wie man alles relativieren und damit letztlich aus der Welt wegdiskutieren kann.

    Beim Thema „Kinder“ müsste ich natürlich wissen, was genau Nachtschwärmer da anders sieht. Ich finde jedenfalls den Vorwurf, Kinder könnten im Spiegel vom „bösen Islam“ lesen und Angst und Vorbehalte gegenüber Muslimen bekommen, völlig abstrus. Zudem kann sowas nie ein Kriterium für Spiegel-Artikel sein, und wenn auf Titelblättern düstere Szenen der Inquisition mit Kirchen und Kreuzen dargestellt werden, empört sich auch kein Rether, ganz im Gegenteil. Man höre sich mal Vorträge vom ihm zum Thema Katholizismus an! Da bedient er sämtliche Klischees, alles unter dem Etikett „Kabarett“, wobei er gleichzeitig ernsthafte kritische Auseinandersetzungen mit dem Islam abwürgen möchte. Da sollte er sich einfach mal an die eigene Nase fassen.

    Dass seine Geschmacklosigkeiten (beim Papst oder bei Möllemann gibts echt persönlich beleidigende Äußerungen, die einfach nur noch ekelhaft sind) Selbstzweck sind, glaube ich auch nicht. Manchmal bricht seine ganze Verachtung vor bestimmten Menschen mimisch und gestisch so hervor, dass ich einfach nur blanken Hass auf politisch Andersdenkende sehe, die er in seinem Programm halt einfach mit der gesamten Palette politisch korrekter Diffamierung runterputzt. Ob Religion eine Rolle für ihn spielt, kann ich nicht beurteilen, aber ich denke, es spielt einerseits der für den Westen typische Selbsthass auf die eigene Kultur eine Rolle, und andererseits ein Schutzreflex gegenüber anderen, in seinen Augen zu Unrecht vom „verdorbenen Westen“ kritisierten Kulturen bzw. zumindest bestimmter Erscheinungsformen. Er macht sich ja auch z.B. häufig über bestimmte Vorlieben und Ticks von Deutschen oder Europäern/Amerikanern lustig, aber nie über solche von Ausländern wie es z.B. Kanar Yanar macht. Und ich denke, bei ihm akzeptiert er es auch nur, weil er selber arabischstämmig ist, bei einem Deutschen wäre da Alarm angesagt.

    Letztlich denke ich, dass halt politische, linke Motive eine Rolle spielen, und da dann dazu halt der Zweck die Mittel bei ihm heiligt.

    Im Resümee kann ich Nachtschwärmer nur uneingeschränkt zustimmen. Multikulti funktioniert nur dort, wo es eine Mindestbasis an gemeinsamen Werten gibt. Man kann das Zulassen von Vorkommnissen, die bei uns schon seit Jahrzehnten überwunden und geächtet sind, nicht einfach als „Toleranz“ verkaufen. Es ist nichts anderes als blanke Angst. Angst vor der Nazikeule seitens der Gesellschaft (Job und Karriere in Gefahr), vor ausländischen Stimmen (Image Deutschlands in Gefahr) und vor Schlimmeren seitens der kritisierten Kräfte (Leib und Leben in Gefahr). Dann schweigt man halt lieber oder strickt sich seine Ausrede zusammen, indem man eben Theorien über die Nichtexistenz der Probleme aufstellt, und lässt v.a. Frauen, Kinder und Jugendliche, bzw. Teile der Gesellschaft dafür zahlen. Und noch etwas: Moslems, die in der Unterzahl sind, finden Multikulti toll, sitzen sie erstmal am Hebel der Macht, hat sich das immer, ohne Ausnahme dahingehend gewendet, dass dann Schluß mit Multikulti war. Auch hier soll man sich schämen, wenn man noch keine Moschee besucht hat, aber es interessiert niemanden, wenn Rabbis berichten, dass in Jahrzehnten, in denen sie Tage der offenen Tür veranstaltet haben, und ausdrücklich auch Muslime angeschrieben und eingeladen haben, sich nicht ein einziger Moslem mal in ihre Synagoge verlaufen hätte. Müssen sie auch nicht. Aber ich muss vor dem Islam auch nicht mehr Hochachtung haben als vor Scientology, ohne mich von Rether gleich in die rechte Schublade stecken lassen zu müssen.

    „Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen muss. Religion, durch ihre Heiligkeit, und Gesetzgebung, durch ihre Majestät, wollen sich gemeiniglich derselben entziehen. Aber alsdenn erregen sie gerechten Verdacht wider sich, und können auf unverstellte Achtung nicht Anspruch machen, die die Vernunft nur demjenigen bewilligt, was ihre freie und öffentliche Prüfung hat aushalten können.“ – Kant, Kritik der reinen Vernunft, 1781

  13. Bernd: Dass du und Nachtschwärmer nicht die gleiche Person sind, hatten wir ja schon geklärt. Natürlich glaube ich dir. Und auch dir danke ich für die ausführlichen Ausführungen zum Thema.

  14. Ach ja, eine Sache noch: Ein Ehrenmord ist ja auch die extremste Form der Ablehnung von Multikulti, die man ausüben kann. Wenn ein junges muslimisches Mädchen gern einen Deutschen heiraten oder Party, Alkohol und das Leben nach westlichen Maßstäben genießen möchte, und die Familie sie deswegen ermordet, wo bleibt da Multikulti? Da wird die Abgrenzung zur anderen Kultur ja grade für wichtiger erachtet als das Leben des eigenen Kindes. Es ist Ausdrucksform tiefster Verachtung anderer Kulturen.

  15. Ehrenmord und Familiendrama – das selbe in Grün ?

    So zumindest versucht der Mann am Klavier uns seine Welt zu erklären. Eine Welt, in der man sich doch versöhnen soll und nicht spalten, in der alle kusche(l)n und nicht sich prügeln.
    „Ehrenmord“ als orientalisches Pendant zum westlichen „Familiendrama“ – das Ergebnis dieser beider Dramen ist dasselbe. Am Ende gibt es mindestens einen Toten, meistens einen weiblichen Toten. Und da enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Denn während der westeuropäische Familiendramaturg weiß, dass er sich nun alle Ehre in der Gesellschaft verspielt hat und ihn nicht den kleinste Funken an Verständnis zu erwarten hat, hofft der Ehrenmörder, dass seine Ehre und die der Familie nun wieder im Glanze erstrahlt nachdem er den ehrbeschmutzenden Faktor beseitigt hat.
    Nein, ein Mann, der seine Frau oder Ex-Frau, ein Vater, der seine Tochter umbringt wird keinerlei Verständnis von uns erhalten. Ihre Tat wird von unserer Gesellschaft aus tiefsten Herzen verachtet und verurteilt. Von Frauen wie von Männern. Ihr wird mit Erschütterung und Fassungslosigkeit begegnet.
    Der Ehrenmörder dagegen erhält aus seinen eigenen Reihen nicht nur Verständnis für seine Tat sondern manchmal sogar noch Applaus.
    Während der Familiendramaturg oftmals versucht sich nach der Tat selber das Leben zu nehmen, resümiert der Ehrenmörder: „Besser ruiniert als ehrlos.“ und rechnet mit Nachsicht vor Gericht und Anerkennung seiner „Brüder“.
    Bezeichnenderweise wird bei dem Versuch den Ehrenmord als das selbe in Grün zu verkaufen, eine Kombination von Täter – Opfer immer ausgelassen. Und zwar Bruder – Schwester. Wie viele Fälle kennen wir, in denen ein westlicher Mann seine Schwester ermordet hat, da ihm ihr Lebensstil nicht gefallen hat !?!
    Wie viele Fälle kennen wir, in denen ein westlicher Vater seine Tochter ermordet hat, da sie keine Jungfrau mehr ist !?! Wer ist es, der Frauen in gute und schlechte, ehrenhaft und unehrenhafte, in Schützenswerte und Freiwild einsortiert ? Wer tötet Mädchen, weil sie sich schminken und kurze Röcke tragen !?! Wer beschimpft Frauen als Huren, weil sie sich die selben Rechte rausnehmen wie Männer !?! Die Rechte, die für uns heute so selbstverständlich sind, und die uns nun wieder genommen werden sollen, da sie uns auf Grund unseres Geschlechts nun mal einfach nicht zustünden.

    Morsal war 16 Jahre alt. Sie mußte sterben, weil sie leben wollte wie wir. Hatun mußte sterben, da sie „wie eine Deutsche lebte“. Diese Morde sind ein Angriff auf alle Frauen, auf unsere Freiheit, unsere Würde und unser Selbstbestimmungsrecht. Sie signalisieren uns: so wie ihr lebt, so wie ihr euch kleidet, so wie ihr seid, seid ihr des Lebens nicht würdig, habt es verdient geschlagen, vergewaltigt und eingesperrt zu werden und wenn das alles nichts hilft – zu sterben!
    Diese Taten sind ein Angriff auf alle Frauen, egal welcher Herkunft !
    Und es wird Zeit, dass wir uns auch endlich mal angegriffen fühlen und unsere Wut und unsere berechtigten Ängste nicht von Menschen wie Hagen Rether verspotten lassen!

  16. Katharina: ich danke Dir für Deinen ausführlichen Kommentar. Die Diskussion um Rether, der offensichtlich nicht unumstritten ist, wurde ja oben bereits geführt und liegt mittlerweile auch schon einige Zeit zurück. Ich sage es gleich: ich habe meines dazu oben schon gesagt und kann dem auch nichts Neues mehr hinzufügen.

    Die Kontroverse Ehrenmord – Familiendrama, wie Du sie schilderst, kann ich in der Form nicht nachvollziehen. Natürlich meint Hagen Rether nicht, dass es sich dabei um das gleiche handelt. Es geht ihm nur um die Begrifflichkeiten, die gewählt werden (Mord hier, Drama da).
    Aber selbstverständlich hast Du Recht, dass Morde an Frauen im familiären Kontext ein Angriff auf alle Frauen, egal welcher Herkunft, sind. Dem wird auch sicher Hagen Rether nicht widersprechen.

  17. Hallo Markus. Danke für deine Antwort.

    Die Begriffe treffen in diesem Kontext mit Sicherheit nicht exakt zu. Die „Familiendramen“, die wir meinen, umfassen Mord und jeder „Ehrenmord“ ist auch ein Familiendrama. Aber es ist nicht so, dass ein „Familiendrama“, welches einen Mord beinhaltet, dann nicht auch als Mord bezeichnet würde. Spätestens im zweiten Satz, wird das „Familiendrama“, sofern es bei ihm um einen Mord geht, auch so genannt. „Familiendrama“ und „Ehrenmord“ sind zwei Begriffe, die sich eingebürgert haben und jeder weiß, was damit gemeint ist.

    Der Aussage, dass es Hagen Rether nur um die Begrifflichkeiten geht, kann ich nicht zustimmen. Er sagt:

    „Immer haben wir schon Ehrenmorde, das heißt bei uns nur anders.“ Es heißt aber nicht nur anders, sondern es ist auch etwas anderes!

    Aus Zeitmangel ist es mir leider nicht möglich, auf die andere Entgleisungen Hagen Rethers noch näher einzugehen. Mit Spott und Hohn werden die Ängste der Menschen bedacht anstatt diese ernst zu nehmen und sich damit auseinanderzusetzen. Seine Vergleiche sind geschmacklos und menschenverachtend.

    Es wird mir immer unbegreiflich bleiben, dass Leute, die dermaßen respektlos ihre Mitmenschen verspotten und blind und selbstgerecht anderen exakt das vorwerfen, was sie selber tun, überhaupt ein Publikum haben.

  18. Markus, was meinst Du bitte mit „dass Morde an Frauen im familiären Kontext ein Angriff auf alle Frauen, egal welcher Herkunft, sind„? Soll es auch bedeuten, dass Morde an Männern im familiären Kontext ein Angriff auf alle Männer, egal welcher Herkunft, sind? Dass Morde an Kindern im familiären Kontext ein Angriff auf alle Kinder, egal welcher Herkunft, sind? Vielleicht interessant als psychlogischer oder philosophischer Ansatz, aber sonst kann ich damit zunächst wenig anfangen.

    Beim Familiendrama sehe ich kaum eine (parallel-) gesellschaftliche Legitimation, Toleranz oder gar Forderung nach einer solchen Tat. Ein Familiendrama, das soll doch wohl meistens die Tötung von Angehörigen mit anschließender Selbsttötung des Täters oder der Täterin bezeichnen. Ursache ist vielleicht eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur, dazu eine psychische Störung, Kontrollverlust, eine Ausnahmesituation des Täters oder der Täterin. Mit einem Angriff oder dem Versuch einer systematischen Unterdrückung des anderen Geschlechts hat das nicht unbedingt zu tun, eher mit persönlichen Defiziten.

    Ganz anders die Situation beim sogenannten „Ehrenmord“, was schon damit anfängt, dass der Täter oder -ob die Rolle der Frau es in diesem Fall zuläßt?- die Täterin sich nicht umbringt. Und teilweise im Auftrag und nicht nur in eigener Sache handelt, nicht im Affekt handelt und persönliche individuelle Bewertungen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Persönlich wird es dann, wenn der (Auftrags-)Mord vorsätzlich um gesellschaftliche Anerkennung begangen wird.

    Und wo die zugrundeliegenden Wertvorstellungen eher Systemen wie der Scharia als unserer aufgeklärten Gesellschaft enstpringen mögen, hat die Sache einmal mehr eine ganz klare gesellschaftspolitische Komponente. Welche dann eher Solidarität mit den betroffenen unterdrückten Frauen und Aufklärung erfordert, als sich von Rether zur Untätigkeit, zum Wegsehen verleiten zu lassen.

  19. Pernox: Rether fordert nicht zur Untätigkeit auf, sondern zum Nachdenken. Ich habe wie gesagt, das meine dazu gesagt und werde mich da nicht im Detail nochmal wiederholen.

    Und natürlich sind Morde an Frauen auch ein ein Angriff auf alle Frauen. Ich habe darin Katharina recht gegeben.

    Ich bin ehrlich gesagt etwas verwundert, dass plötzlich zu einem so vergleichsweise alten Artikel wieder Kommentare in dieser Ausführlichkeit geschrieben werden.

  20. *Ich bin ehrlich gesagt etwas verwundert, dass plötzlich zu einem so vergleichsweise alten Artikel wieder Kommentare in dieser Ausführlichkeit geschrieben werden.*

    Einlaufender Link von PI? Nur mal so als Verdacht…

  21. Ich bin sehr froh das Herr Rether das so sachlich sieht! Der Mann hilft uns Moslems uns zu intigrieren. DANKE HERR RETHER!!!

  22. Pingback: H. Rether – Liebe « HEARTS at MINDS !?

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