Unfassbare und unmenschliche Abschiebung in Berlin

Diesen Text lesen zu müssen, macht einen fassungslos:

Was schenkt man jemand, der nur ein Standardfluggepäck zur Verfügung hat, um 15 Jahre Leben in ein fremd gewordenes Land mitzunehmen? Sicherlich keinen dicken Bildband von Berlin.

Dies und das ist der Hintergrund. Am Freitag habe ich mich für meine Volksvertreter geschämt, die mit der Entscheidung zur Vorratsdatenspeicherung demokratische Grundrechte mit Füßen treten. Heute schäme ich mich für die Berliner Ausländerbehörde.

Mann, mann, mann. Was sind das für Menschen, die so handeln können? Wie kommen die noch mit sich selbst klar?

[via Rob-Log]

16 Kommentare zu „Unfassbare und unmenschliche Abschiebung in Berlin“

  1. Das Schlimme ist, es wird Salomé nichts mehr nützen, dass wir und sicher viele, die das nun mitbekommen, sich für eine solch unverständliche und menschenverachtende Reaktion der Behörde schämen werden.

    Aber ich danke dir.

  2. Es ist so unendlich betrueblich, dass der Einsatz von Herrn Lucky letztlich nicht geholfen hat, aber es ist gut, dass er es wenigstens versucht hat.

    Das macht so… wuetend…

  3. Oh ja, es ist die Wut der Ohnmacht. Und wie muss es dabei vor allem den direkt Betroffenen gehen. An erster Stelle Salomé selbst, und natürlich Herrn Lucky und all den Freunden, die helfen wollten und die man letztendlich auch mit der Entscheidung, Salomé aus dem Land zu weisen, vor den Kopf gestoßen hat.

    Ja, das macht wütend. Sehr wütend sogar.

  4. ….ehrlich gesagt: Fremdschämen müssen Sie sich nicht, Herr Markus und ich tu das auch nicht. Ganz einfach deshalb, weil diese Leute gegen Ihre und meine Überzeugung, Haltung und Ansicht handeln. Ferner habe ich diese Leute nicht gewählt. (Und Sie vermutlich auch nicht).
    Eigentlich bin ich (im Großen und Ganzen) einigermaßen zufrieden mit diesem Land. Das hört aber auf, sobald es um Ausländerrecht (u.ä.) geht. Da schwillt leider der Kamm. Und zwar richtig. Schämen tu ich mich da nicht. Schon eher aufregen.

  5. Schämen ist vielleicht das falsche Wort, und schämen müssten sich an erster Stelle natürlich die, die diese Entscheidungen zu verantworten haben. Sowohl was die Verfassung, als auch was das Ausländerrecht anbelangt. Das stimmt.

    Und aufregen trifft es ganz gut, das ist natürlich auch meine Reaktion darauf.

  6. Und passenderweise trällern die Minister Steinmeier und Kouchner ein Liedchen über Integration. Auch wenn ich weiß, dass Integration und Asylrecht / Duldung zwei Paar Schuhe sind: da blieb mir wütend und sprachlos der Mund offen stehen vor dem TV…

  7. “Was sind das für Menschen, die so handeln können? Wie kommen die noch mit sich selbst klar?”

    Das sind ganz normale Menschen, die sich hinter einer angeblich nicht zu hintergehenden “Sachzwanglogik” verstecken. Es sind immer “ganz normale Menschen”, die sich am Ende dahinter verstecken, dass sie selber nichts dafür können. Es ist ja nicht der erste Fall einer Willkürentscheidung der Ausländerbehörde. Dass ist ja das Erschreckende.

    Wenn ich nur daran denke, dass ein Kollege von mir, als er hierher kam, mit der Behörde quasi drei Jahre lang kämpfen musste, nur um eine Deutschkurs genehmigt zu bekommen… da braucht die Behörde auch nicht mehr von Integration zu reden.
    Oder die Geschichte eines der gesellschaftlichen aktiven Migranten, der einst auf einer Podiumsdiskussion auftrat, um – wie es sich in einer Demokratie gehört – seine Meinung zu vertreten und dafür dann von der Behörde wegen einer Verletzung der Residenzpflicht Ärger bekam.

    Diese Ausländerbehörde ist echt eine der krassesten Behörden in Deutschland. Und wenn ich daran denke, dass diese Behörde angeblich in meinem Interesse handelt, überkommt mich gleich wieder ganz heftig der Wunsch, auszuwandern.

  8. @Carmen & Gorillaschnitzel: Mittlerweile hab ich die lächerlichen Bilder von Steinmeier und Kouchner in den Nachrichten auch gesehen [Edit 13.11.07: mittlerweile auch bei YouTube zu sehen). Kontrastiert mit den realen Geschichten, wie sie dieser hier beschriebene traurige Fall schildert, sind sie erschreckend entlarvend.

    @Quintus: Ja, das trifft’s.

    @Karsten Schuldt: Oh ja, der Fall von Salomé ist leider kein Einzelschicksal. Wahrscheinlich hast du recht, es sind ganz normale, arme, sich hinter Ihren Sachzwängen versteckende Menschen, denen man im Prinzip nichts anderes wünschen kann, als dass sie selbst einmal in eine vergleichbare Lage kommen sollten und dass ihnen dann die gleiche menschliche Kälte entgegen gebracht würde.

  9. Diese Fälle gibt es in Deutschland leider zuhauf. Hier gab es vor einigen Jahren eine Familie aus dem Kosovo, die viele Jahre hier gelebt haben, der Vater voll berufstätig, die Kinder konnten nur Deutsch, weil sie alle noch klein waren, als die Familie hierher kam. Dann hieß es, sie müssen in den Kosovo zurück. Der ganze Ort hat sich stark gemacht für die Familie. Es hat nichts genutzt. Sie sind abgeschoben worden ins Nichts. Jetzt legt der ganze Ort jedes Jahr Geld zusammen, damit wenigstens die Kinder in den Ferien mal für ein paar Wochen auf Besuch kommen und ihre alten Klassenkameraden und Freunde wiedersehen können. Im Kosovo hat die Familie bis heute nicht wieder Fuß wirklich Fuß fassen können, trotz aller eigener Bemühungen. 🙁 Diejenigen, die solche Bescheide verhängen und durchsetzen verstecken sich hinter Gesetzen, Verordnungen etc. … Behördenwillkür nennt man das wohl und da spielen Einzelschicksale keine Rolle, da zählt nur der Buchstabe des Gesetzes. Traurig aber wahr.

  10. Oh ja, das kann ich mir vorstellen, Herr Lucky. Wir sind ja nur unmittelbar betroffen und empfinden schon solche Wut. Wie muss es dann erst den Menschen gehen, die direkt davon betroffen sind, also an erster Stelle der Ausgewiesen selbst und Ihnen etwa, der so sehr darum gekämpft hat, dass Salomé dieses Unrecht nicht angetan wird.

    Aber wenn man schon diese Vorgänge in der konkreten Situation nicht aufhalten kann, dann darf man sie wenigstens nicht verschweigen und muss sie publik machen. Ob sich dadurch was ändert, wissen wir natürlich nicht, und müssen es auch erstmal ganz stark bezweifeln. Trotzdem danke ich Ihnen, dass Sie so offen darüber berichtet haben.

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