Oh je, wir Saarländer sehen die Saarbrücker Tatorte ja eh immer mit anderem Blick, aber was heute in der FAZ aus der “saarländischen Freude” (1977) von Ludwig Harig zitiert wird, ist -mit Verlaub- und bei aller Bewunderung für den Dichter aus meiner Heimatstadt Sulzbach, starker Toback:
Wenn Kommissar Max Palu (Jochen Senf) in Saarbrücken ermittelt, wird man vielleicht nicht immer die allerperfektesten Thriller erwarten dürfen, aber eine Lektion in der von Ludwig Harig beschriebenen „saarländischen Freude” allemal, also in der Kunst, die Dialektik der Verhältnisse in der lebenspraktischen Ganzheit des Runden an sich aufzuheben, ohne viel Geld auszugeben.
Das Streben nach Perfektion, dem auch und gerade ein Schönheitschirurg zu verfallen droht, mag sich zwar oberflächlich in einer Obsession mit der runden Form äußern, im Kern aber ist es zutiefst unsaarländisch, denn erst in der Lust am menschlichen Makel ist der Mensch unter Menschen glücklich. Fahrradfahren an den Saaranlagen, Essen in Lothringen, Sex, die übersichtliche Vertrautheit der Städte, die ganze Palette des nachbarschaftlichen, kollegialen und insgesamt sozialen Miteinanders – das sind die wahren postindustriellen und epikureischen Ressourcen in einem armen, aber weisen Land. Mehr als ein Krimi, eine Einführung in die Lebenskunst.
Wie immer das zu erwartende TV-Produkt (mit dem übrigens nächstes Jahr in Rente geschickten Kommissar Palu) ausfallen wird, wage ich zu bezweifeln, dass tatsächlich die wirklich im Saarland allerorten präsente Lebenslust auch nur ansatzweise rüberkommt…
“Fahrradfahren an den Saaranlagen, Essen in Lothringen, Sex, …” ich lach mich schief… (und werde natürlich trotzdem den Tatort schauen)