1. FC Saarbrücken: Saisonstart in der Oberliga

Heute startet für meinen Fußballverein, den 1. FC Saarbrücken, ein trauriges Kapitel, das aber hoffentlich positiv in Angriff genommen wird, damit der Tiefpunkt einer Mannschaft überwunden wird, die vor einigen Jahren das Zeug hatte, in die Erste Liga aufzusteigen, und sich nun in der Vierten (!) wiederfindet:

[Update 21 Uhr: Endstand 2:2. Der FCS hat offensichtlich nicht schlecht gespielt, im Aktuellen Bericht auf SR-Fernsehen sahen die in der Halbzeitpause gezeigten Szenen auf jeden Fall schon mal nicht schlecht aus. Der Zuschauerandrang war sogar größer als erwartet: 10.000 Zuschauer zu einem Oberliga-Spiel am Montagabend. Nicht schlecht. – Ende Update I]

[Update II -31.7.07, 9:04 Uhr: Herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht mit Fotos bei Carsten: «Happy End ohne Sieg in Neunkirchen» – Ende Update II]

Um 19 Uhr treten die beiden Traditionsmannschaften Borussia Neunkirchen und der 1. FC Saarbrücken im Neunkircher Ellenfeld-Stadion zu ihrem Auftaktspiel in der Oberliga Südwest an. 6000 – 8000 Zuschauer werden erwartet. Wer das Ellenfeld-Stadion kennt, weiß, dass es dort – nicht zuletzt ob fehlender Tartanbahn und der Nähe der Zuschauer zum Spielgeschehen – immer atmosphärisch dichte Spiele zu erleben gibt. Ich bin von Hamburg aus – leider nur virtuell – dabei.

Während sich die Saarbrücker Zeitung erdreistet, dem FCS-Trainer Michael Krüger „Vorschläge“ für die Aufstellung zu machen …
(Ich zitiere das saarländische „Fach“-pblatt):

Die SZ hatte Krüger vergangene Woche eine 4-4-2-Taktik mit folgendem Personal vorgeschlagen: Im Tor Neuzugang Pascal Formann, in der Viererkette von rechts Tim Schwartz, Rouven Wiesner, Torsten Jülich und Jonathan Zydko. Dazu im Mittelfeld von rechts Tim Schwartz, Danny Luft, Julien Humbert und Kapitän Charles Haffner. Demnach wären im Sturm Nazif Hajdarovic und Volkan Özgün gesetzt.

… informiert Carsten vom FCSBlog wie gewohnt subjektiv, doch meiner Meinung nach substantieller, in seinen gebloggten Vorberichten: «Generalprobe bestanden» und «Auf zum Ellenfeld!».

[update III – 1.08.07, 2:00 Uhr]: SZ-Artikel zum Spiel (1.08.07):

Einzig die Belohnung fiel knapp aus
Hajdarovic verspricht: „Das wird noch besser“
Präsident des LSVS war „angetan“vom Saarderby

Treffer gegen Neunkirchen wirkte wie eine Befreiung – Wechselgerüchte vergessen

Von SZ-Mitarbeiter Thorsten Klein

Eigentlich waren alle zufrieden nach dem Auftakt. Die Mannschaft spielte gut, die Fans waren friedlich und unterstützten ihr Team. Nur die optimale Punkteausbeute fehlte nach dem Derby in Neunkirchen.

Das hat es in der vergangenen Saison nicht gegeben: Der FCS verpasst trotz zweimaliger Führung einen Sieg – und wird nach Spielende von den Fans dennoch gefeiert. Die Anhänger honorierten die engagierte Leistung des Oberligisten.

Saarbrücken/Neunkirchen. „Ich bin sehr angetan von dem Spiel, das nur in der falschen Liga stattgefunden hat. Das hatte mit großem Fußball zu tun.“ Der Mann, der normal zur Gelassenheit und Untertreibung neigt, hatte am Montag zu später Stund‘ einen leichten Hang zur Euphorie: Fußballlehrer Michael Krüger. Das 2:2 (0:1) des 1. FC Saarbrücken zum Auftakt der Fußball-Oberliga bei Borussia Neunkirchen bezeichneten FCS-Beobachter als das beste Spiel, das sie in den letzten Jahren gesehen haben.

Nazif Hajdarovic (39. Minute) und Rouven Wiesner (59.) hatten den FCS zwei Mal in Führung geschossen, Holger Klein (54.) und Alan Dos Santos (79.) zwei Mal für die Borussia ausgeglichen. FCS-Trainer Krüger sagte: „Mit dem Auftritt meiner Mannschaft, wie sie sich präsentiert hat, bin ich wirklich zufrieden. Es ist nur schade, dass sie sich dafür nicht hundertprozentig belohnt hat.“ Schließlich spielte auch die Borussia sehr guten Fußball und verdiente sich so den Punktgewinn.

10000 Zuschauer feierten am Montag ein Fußball-Fest. „Die Kulisse war einmalig“, sagte Torschütze Nazif Hajdarovic sichtlich beeindruckt, „ich habe noch nie vor einer solchen Kulisse gespielt. Die meisten von uns auch nicht. Hut ab, wie die junge Truppe das weggesteckt hat. Die Fans haben uns immer angefeuert, wir haben es mit unserem Engagement zurückgegeben.“ Symptomatisch dafür: Eine Viertelstunde vor Schluss setzte Neuzugang Rouven Wiesner zu einem 30-Meter-Sprint an, um den drohenden Eckball abzuwenden und noch zum Einwurf zu klären. Er erwischte den Ball auf der Linie und erntete Szenenapplaus. Eine Szene wie diese hatte man in den letzten Jahren selten gesehen. Trainer Krüger sagte dazu: „Die Mannschaft hat durch ihre Art gezeigt, dass sie gewillt ist, für den Club alles zu geben.“

Genauso engagiert wie er gespielt hatte, fluchte Mike Frantz auch nach dem Abpfiff. Er schrie mehrfach Schimpfwörter in den Himmel, um seine Enttäuschung über den Ausgleich auszudrücken. Stürmer Manuel Rasp traf mit seiner Aussage dann den Nagel sozusagen auf den Kopf: „Wir waren die bessere Mannschaft und haben zwei dumme Fehler gemacht. Dafür sind wir bestraft worden. Zum Schluss hatten wir allerdings noch Glück, dass wir nicht das 2:3 gefangen haben.“

Auch Harald Ebertz hatte eine „leistungsbereite Mannschaft“ ausgemacht, „die guten Fußball spielt“. Der neue Vize-Präsident erklärte weiter: „Leider haben wir nicht gewonnen, Neunkirchen war ein starker Gegner.“ Nach dem ersten Pflichtspiel seiner Amtsperiode zog Ebertz aber ein zufriedenes Fazit: „Alle hier haben ein sehr gutes Spiel vor einer super Kulisse und einer fantastischen Unterstützung gesehen.“ Dass dies der „neue“ FCS sei, davon wollte der Ex-Torwart nichts wissen. „Ich bin da nicht so euphorisch“, sagte Ebertz, „es war gut. Wir sind am Anfang. Aber das macht Lust auf mehr.“

Saarbrücken/Neunkirchen. Sein Tor wirkte wie eine Befreiung. Er brüllte den Frust der letzten Monate und Jahre heraus. Er schrie laut. Verdammt laut. Zuvor war Nazif Hajdarovic in der 39. Minute im Stil eines Torjägers durch den Strafraum „geflogen“ und hatte eine perfekte Flanke von Charles Haffner per Kopf zum 1:0 verwandelt. Hajdarovic, ausgerechnet Nazif Hajdarovic.

Er hatte auch in der zweiten Halbzeit mit einem wuchtigen Schuss aus 20 Meter eine dicke Chance (67.) und war zudem fast an jeder brenzligen Situation beteiligt. „Ja, das war der neue FCS“, sagte der Torjäger, „da ist Teamgeist da. Jeder kämpft für jeden.“ Es sei ein guter Anfang gewesen, wie sich das Team und insbesondere er selbst sich präsentiert hatten.

Lange hatte Hajdarovic gehofft, einen festen Platz in der ersten Mannschaft des FCS zu erhalten. Immer wieder durfte er bei den Profis reinschnuppern. Mit mäßigem Erfolg. Zuletzt hatte ihn Didier Philippe zurück ins Oberliga-Team beordert. Und so war die vergangene Regionalliga-Saison für den 22-Jährigen eher frustrierend denn ein Schritt nach vorne. Und immer wieder gab es Wechselgerüchte – ob Elversberg oder Kaiserslautern.

Nun meldete sich Nazif Hajdarovic im Ellenfeld zurück. Da sah auch Trainer Michael Krüger so: „Nazif hat sich viel bewegt, Manuel auch. Beide haben ihre Sache gut gemacht.“ Deutete im Laufe der Vorbereitung vieles auf das Sturmduo Hajdarovic und Neuzugang Volkan Özgün hin, so steht seit Montagabend fest: Manuel Rasp und Hajdarovic werden gesetzt sein. Krüger erklärte: „So hätte ich auch angefangen, wenn Volkan Özgün fit gewesen wäre.“ Hajdarovic gefällt diese Kombination. Er genießt sichtlich das Lob der Fans, hätte am liebsten mit jedem abgeklatscht und kehrte als letzter aus der Kurve zurück. Das war Balsam für die Seele. Sein Versprechen: „Das wird noch besser.“ thk

Saarbrücken/Neunkirchen. Der 1. FC Saarbrücken verkaufte sich gut im Ellenfeldstadion. So gut, dass die Konkurrenz voll des Lobes war. Günter Erhardt, der neue Trainer der Borussia, sagte nach dem 2:2: „Der FCS wird ganz vorne mitspielen.“ Das sehen andere auch so. Gerd Meyer, Präsident des Landessportverbandes und ein ausgewiesener Anhänger der Sportfreunde Köllerbach, freute sich insgesamt über einen „gelungenen Auftakt“: „Vor allem in der zweiten Halbzeit war es ein sehr gutes Spiel. Ich bin von beiden Mannschaften sehr angetan. Erfreulich ist, dass das Derby sehr fair war – auf dem Spielfeld und auf der Tribüne.“
[Ende Update III]

10 Kommentare zu „1. FC Saarbrücken: Saisonstart in der Oberliga“

  1. Ja, über den gestrigen 4:0-Sieg des HSV hab ich mich als Wahl-Hamburger (dessen Fußball-Herz ansonsten lokal für Pauli schlägt, wie du weißt) auch gefreut.

    Und wenn du deine Stirn zu einer erfolgswünschenden Grußbotschaft runzelst (geniale Stirnfalten-Performance, Herr Sabbeljan), dann freut mich das natürlich sehr.

    Wiederaufsteigen können wir durch die Einführung der eingleisigen 3. Liga ab der kommenden Saison leider nicht, aber hoffen, unter die ersten vier zu kommen (denn die kommen dann in der nächsten Saison in die neue zweigleisige vierte Liga), das dürfen wir schon. Wird aber schwer genug.

  2. ach ja. die neue 3. liga. ich hatte mich nur damit befasst, was das noch „oben“ also richtung 2. liga bedeutet (z.B. dass die 2. mannschaften der bundesligisten nicht in die 2. liga aufsteigen dürfen). aber was das für die 4. liga bedeutet war mir noch nicht so klar.

    *stirnrunzelnd tritt er ab*

  3. Ja, aber – wie gesagt – der FCS muss gut gespielt haben. Die heimgekehrten Fans äußern sich im Fan-Forum ludwigspark.de bis auf wenige Ausnahmen, recht positiv. Es ist auch klar, dass sämtliche Mannschaften in der Oberliga Südwest jetzt bei ihren Heimspielen topmotiviert sein werden, für alle ist das Spiel gegen Saarbrücken das „Spiel des Jahres“. Und man muss auch bedenken, dass Michael Krüger fast eine komplett neue Mannschaft zusammenbasteln musste. Ich bin ja beinahe zwanghafter Optimist, wir kommen da schon wieder raus.

  4. @Carsten: Freut mich, dass du das als Livezuschauer des Spiels sagst. Die drei Punkte hätten uns natürlich gut zu Gesicht gestanden, aber man muss auch realistisch sein.

  5. Mir ist es lieber, dass die Saison so beginnt, dass das Umfeld realistische Erwartungen an die Mannschaft hat. Was hatte die letztjährige Elf von ihrem Sieg in Ingolstadt außer der Erkenntnis, dass man viel mehr hätte erreichen können, wenn die Arroganz aus dem Spiel geblieben wäre!?

    Das 2:2 geht in Ordnung, da der FCS phasenweise zu harmlos spielte und in der Abwehr nicht immer sicher stand. Man könnte sicher noch die ein oder andere Position verbessern, aber erstmal sollte sich eine Stammelf etablieren.

  6. hi markus,

    das wäre am montag ganz nach deinem geschmack gewesen. tolles stadion, tolle stimmung (das übliche rummaulen nach dem ersten fehlpass fiel total weg!) und ein schönes spiel. überlege schon, am sonntag gegen bad kreuznach in den lupa zu gehen. mal schauen wie es finanziell passt 😉 apropos finanzen: die kicktipp knete überweis ich morgen!

    grüße nach hh

  7. Hi Johannes!
    Du glaubst gar nicht, was ich gegeben hätte, um dabei sein zu können. Bei der Regio hatte ich ja noch etwas mehr Möglichkeiten, die Spiele von Hamburg aus zu verfolgen, aber in der Oberliga ist das natürlich ungleich schwieriger. Egal, ich werde dem Verein so oder so treu bleiben, und vielleicht klappt es ja bei meinem nächsten Saarland-Besuch mit ner gemeinsamen Lupa-Besichtigung wie in noch gar nicht so lange zurückliegenden „alten Zeiten“. 😉
    Mit Kicktipp mach dir mal keinen Stress, Hauptsache zum Saisonstart am 10.08. ist die Kohle da. Ich freue mich schon auf die neue Saison unseres Bundesliga-Tipps. Es gibt auch schon Neuanmeldungen!

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