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Ulrich Blumenbach übersetzt David Foster Wallace: Unendlicher Spaß

David Foster Wallace: Unendlicher Spaß Auf Ulrich Blumenbachs Übersetzung von David Foster Wallaces «Infinite Jest» hatte ich ja schon neulich hingewiesen. Im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheint die von vielen sehnsüchtig erwartete deutsche Übersetzung «Unendlicher Spaß» am 24. August 2009. In Hamburg ist der preisgekrönte Übersetzer-Kollege Ulrich Blumenbach am Montag-Abend (6. Juli 2009, 20 Uhr) im Literaturhaus zu erleben:

Ein David-Foster-Wallace-Abend

Mit Ulrich Blumenbach, Helge Malchow und Denis Scheck
Literaturhaus Hamburg e.V.

Ulrich Blumenbach, Helge Malchow und Denis Scheck erinnern an David Foster Wallace und stellen die Übersetzung von «Infinite Jest» vor: «Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich.»

Alle Infos zur Veranstaltung auf der Website des Literaturhauses.

Im Hamburger Abendblatt gibt es heute einen Artikel dazu:

„Unendlicher Spaß“? Vor allem machte der Roman „Infinite Jest“ seinem Übersetzer Ulrich Blumenbach unendlich viel Mühe. Jetzt, nach sechs Jahren, ist sie tatsächlich überstanden. David Foster Wallaces 1100-Seiten-Meisterwerk, in dem sich eine durchgeknallte Welt spiegelt, erscheint bald auf Deutsch.

„Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace. Literatur: Dieses Buch galt als unübersetzbar.

Hamburg, Literatur, Übersetzen

Wer denkt schon an die Übersetzer?

Vorbemerkung: Ich weiß, und das zeigen mir nicht nur die kontinuierlich ausbleibenden Kommentare zu diesem Thema, die wenigsten von Euch interessieren sich für das Literarische Übersetzen. Ich nehme mir trotzdem die Freiheit ab und an in meinem Blog auf dieses für mich wichtige Thema hinzuweisen.

VdÜ-Broschüre zum Literarischen Übersetzen Im Gespräch mit Freunden und Bekannten muss ich immer wieder feststellen, dass bei der Lektüre von übersetzten Büchern viel zu selten darüber nachgedacht wird, dass der Prozess der Übertragung eines Romanes von der fremden in unsere Sprache auch ein kreativer, schöpferischer Vorgang ist. Die Übersetzer werden bei der Besprechung von Literatur immer noch viel zu selten berücksichtigt, sowohl in der professionellen Literaturkritik in Print und TV, als auch – leider! – immer wieder in Blogs. Eigentlich ein Unding, aber leider ein Fakt.

Im Vorfeld der Leipziger Buchmesse ( 12.-15. März 2009) hat der Verband der deutschsprachigen Literaturübersetzer (VdÜ), dessen Mitglied ich seit 2003 bin und dessen Website ich – wie die meisten von Euch wissen – seit 2006 betreue, eine Broschüre aktualisiert und neu veröffentlicht, die auf die Situation der Übersetzer aufmerksam macht. Die Info-Broschüre ist auf der Website des VdÜ, literaturuebersetzer.de, als Download erhältlich. …

Literatur, Übersetzen

página 2 zum Thema literarische Übersetzung

página 2 Wer des Spanischen mächtig ist und sich für das Thema Literaturübersetzung interessiert, kann sich diesen kurzen Beitrag der guten spanischen Literatur-Sendung «página 2», die ich schon einmal auf T&B vorgestellt hatte, auf der Website von TVE anschauen.

Zu Wort kommen der Autor und Übersetzer Javier Calvo, die Murakama-Übersetzerin Lourdes Porta und Andrés Ehrenhaus, der Vizepräsident des Spanischen Literaturübersetzerverbandes ACETT. Im Kapitel des Beitrags «¿Cuánto vale una página traducida?» (dt: Wieviel ist die Übersetzung einer Seite wert?) wird deutlich, dass die spanischen Übersetzer das gleiche fordern wie wir deutschen Übersetzer-Kollegen: eine angemessene Bezahlung und eine Anerkennung der schöpferischen Leistung des Prozesses der Übertragung eines literarischen Werkes von einer Sprache in die andere.:

La figura del traductor es como una especie de fantasma literario que se esconde entre el producto final y la obra original pero de él depende la calidad y fidelidad de la mayoría de libros que acostumbramos a leer.

dt: Die Figur des Übersetzers ähnelt einem literarischen Gespenst, das sich zwischen dem Ergebnis seiner Arbeit und dem Original verbirgt, von dem aber die Qualität und Werktreue der Mehrheit der Bücher, die wir lesen, abhängt.

Literatur, Übersetzen

Meryl Streep: Schauspieler sind auch Übersetzer

Meryl Streep in San Sebastián, Sept. 2008
Foto: Wikipedia, aufgenommen in San Sebastián im September 2008

Meryl Streep wollte als Kind Übersetzerin werden. In der Mitte ihres Lebens erkennt sie, dass der von ihr gewählte Beruf der Schauspielerin auch sehr viel mit Übersetzung zu tun hat. Zum Start ihres neuen Films Glaubensfrage (Start 5.2.09, Streep gehört zu den 5 Oscar-Nominierungen des Films) veröffentlicht die FAZ ein Gespräch, das sie schon im September auf dem Internationalen Filmfestival in San Sebastián mit der großartigen Schauspielerin geführt hat. In diesem Ausschnitt erklärt sie, wie sie das mit der übersetzerischen Leistung des Schauspiels gemeint hat:

M.S.: […] Denn hinter jedem von uns steckt eine Geschichte. Wir brauchen nur Autoren, die sie aufschreiben. Und Schauspieler, die sie übersetzen.

FAZ: Übersetzen? Wie meinen Sie das?

M.S.: Ich meine, dass wir Schauspieler im Grunde genommen Übersetzer sind: Für das Publikum übersetzen wir die Erfahrungen von Menschen, die Hunderte von Jahren vor uns oder Tausende von Kilometern von uns entfernt gelebt haben. Wir sammeln Erfahrungen und geben sie der Welt zurück, so dass andere Menschen sie nachempfinden können. Interessanterweise wollte ich schon als Kind Übersetzerin werden: Meine Mutter nahm mich mit in die UN-Vollversammlung, und ich fand es großartig, wie die Simultandolmetscher dazu beitrugen, Frieden zu stiften zwischen all den Leuten, die einander nicht verstehen konnten. Heute habe ich erkannt, dass die Schauspielerei ähnliche Chancen bietet. So schließt sich der Kreis zu meinem Kindheitstraum!

Weiter in der FAZ: Im Gespräch: Meryl Streep. Glauben Sie an Gott, Mrs. Streep?

Kino, Übersetzen

Ulrich Blumenbachs Übersetzung von David Foster Wallaces «Infinite Jest»

Die Süddeutsche schrieb letztes Jahr über meinen Übersetzer-Kollegen Ulrich Blumenbach:

Nun darf man sich Ulrich Blumenbach nicht als Nerd vorstellen. Er ist ein schöner Mann mit kräftigen Zügen und so ausdrucksstarker Mimik, dass es fast unmöglich ist, ihn zu fotografieren, immer friert man sein Gesicht in Arbeit ein. Er ist von geradezu eruptiver Eloquenz, formt beim Sprechen mit seinen Händen die luziden Sätze zu kleinen Bällchen und hat eine dermaßen raumgreifende Körperspannung, dass man noch heute die zwanzig Jahre Karate zu merken glaubt, von denen er einmal spricht. Zusammen mit Fritz Senn leitet er das Zürcher Übersetzertreffen, lehrt Literarisches Übersetzen an der Universität Düsseldorf und sitzt im Vorstand des Deutschen Übersetzerfonds. Klingt nach flamboyantem Leben. Und doch glichen die vergangenen Jahre eher linguistischen Exerzitien.

Weiter in der Süddeutschen: «Foster Wallace: „Infinite Jest“ – Jäger des verlorenen Wortschatzes».

Blumenbach hat«Infinite Jest» von David Foster Wallace, der im letzten September Selbstmord beging, übersetzt. Und zwar über fünf Jahre lang! Der Verlag Kiepenheuer & Witsch zur Mammutübersetzung:

Eines der größten Übersetzungsprojekte in der Verlagsgeschichte neigt sich dem Ende zu: Die erste Rohübersetzung des postmodernen Kult-Romans Infinite Jest von David Foster Wallace liegt vor.

Der Übersetzer Ulrich Blumenbach arbeitet seit 2003 an dem etwa 1000seitigen Titel von David Foster Wallace, der sich im September dieses Jahres das Leben genommen hat.

Über die jahrelange Arbeit an dieser mittlerweile fertig gestellten Rohübersetzung spricht Blumenbach heute ab 17:05 Uhr im Deutschlandfunk in der Sendung «Kulturfragen» (auch als Podcast).

Update 17:30 Uhr: Habe die sehr interessante Sendung gerade gehört. Der im Deutschen wohl 1.600 Seiten umfassende Roman wird im Herbst unter dem Titel «Unendlicher Spaß» bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen. Man darf gespannt sein.

Der 23-minütige Beitrag von Deutschlandfunk kann hier nachgehört werden:
[flash]http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/01/11/dlf_20090111_1706_84f527ab.mp3[/flash]

Literatur, Radio, Übersetzen

Willkommen bei den Sch’tis – Übersetzerische Herausforderung für Beate Klöckner & Tanja Frank

Willkommen bei den Sch'tis

Was für ein wunderbarer Film, dieser Sch’ti. Als Übersetzer hat mich natürlich die besondere Herausforderung der Übertragung dieses ungewöhnlichen nordfranzösischen Dialektes und der damit zusammenhängenden innerfranzösischen Verständigungsprobleme ins Deutsche interessiert, doch dazu später mehr. Ich hatte zunächst mal die Befürchtung, dass der Film zu klamottig, zu sehr einfacher Schenkelklopfer sei, und war dann angenehm überrascht, als ich ihn vorgestern in Saarbrücken sah. Dem Regisseur Dany Boon ist eine liebevolle Hommage an seine nordfranzösische Heimat gelungen. Wer den Streifen sieht, kann verstehen, warum der Film mit über 20 Millionen Zuschauern in Frankreich so enorm erfolgreich ist. Hier der deutsche Trailer:


Direktlink YouTube

Sehr viele Interviewpassagen mit Regisseur und Schauspielern gibt es in diesem französischen Video mit Filmausschnitten zu sehen, wo man gegen Ende auch die Szene sieht, die im Deutschen recht gelungen den Verständnisfehler «Busch – Bus» im Original zeigt, wo der Sch’ti von les seines redet, sein aus dem Süden frisch versetzter Chef aber les chiens versteht:


Direktlink YouTube

Zur Übersetzung: Sie wurde von der Synchro-Regisseurin Beate Klöckner (Berliner Synchron) realisiert. Die Übersetzung selbst hat Tanja Frank gemacht. Das Duo Klöckner/Frank war auch schon für die Übersetzung von «Die Fabelhafte Welt der Amélie» (2001) verantwortlich. In einem Interview im Deutschlandradio erklärt Beate Klöckner die Herangehensweise an die schwierige Aufgabe die Sch’ti-Sprache ins Deutsche zu übertragen. Was meiner Meinung nach überzeugend gelungen ist. Das interessante Interview vom Oktober 2008 (zum Filmstart in Deutschland gesendet) kann hier nachgehört werden:
[flash]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2008/11/20/dlf_20081120_1538_93ffcd13.mp3[/flash]
Dazu passt auch das Interview mit Beate Klöckner auf Welt online: «So erfindet man einen neuen deutschen Dialekt».

Wer sich fragt, woher der Ausdruck Ch’ti eigentlich kommt, erfährt die Herleitung des Begriffes im Bonjour-Frankreich-Forum:

„Ch’timi“ oder verkürzt „Ch’ti“ bezeichnet die gebürtigen Nord-Pas de Calais-Einwohner und deren Sprache.
Das Wort „Ch’ti“ soll aus dem ersten Weltkrieg stammen.
„Ch’ti?“=“c’est toi?“/“Bist du’s“? und „ch’mi“=“c’estmoi!“/“Ich bin’s!“/“C’est moi!“.
Die sprachwissenschaftliche Bezeichnung für „ch’ti“ heißt „Picardisch“, eine nordromanische Mundart.

In der gleichen Quelle gibt es auch ein kleines Glossar: Französisch/Ch’ti/Deutsch zu bewundern:

Petit = TCHIO (klein)
CHAUD = KO (warm)
C’EST BEAU = CH’EST BIAU (es ist schön)
PLEURER = BRAIRE (weinen)
CHIEN = KIEN (Der Hund)
CHOSE = KOSE =(Ding,Gegenstand)
[…]

Weitere Links:

Kino, Übersetzen

Ein Übersetzer in Afghanistan

Leseempfehlung für einen heute erschienenen Artikel im Tagesspiegel:
Tommy arbeitet als Übersetzer für die US-Armee in Afghanistan. Die Ausübung des Übersetzerberufes unter besonders schwierigen Bedingungen ist nur ein Teil des Dargestellten. Ein Porträt, das auch menschlich bewegt:

„Ich bin 21 Jahre alt und sehe aus wie 40“

„Sieh mich an“, sagt er. „Ich bin 21 Jahre alt und sehe aus wie 40, ganz dünn und grau.“ Sieben Jahre ist es her, dass die Amerikaner damit anfingen, die Taliban zu vertreiben. Der Tag, an dem die ersten Bomben fielen, sei der glücklichste Tag seines Lebens gewesen, sagt Tommy. Weil von nun alles besser werden würde; Frieden, Aufschwung, Bildung, Internet und Mobiltelefone würden folgen, so dachte er, damals – ein 14-jähriger Junge, der zum ersten Mal von der Zukunft träumte. Seitdem wartet er darauf, dass die Versprechen eingelöst werden.

Carsten Stormer begleitet die US-Truppen in Afghanistan als embedded journalist. Lesenswerte Reportage: «Die Sprachen des Krieges».

Artikel, Politik, Übersetzen

Automatische Feed-Übersetzung im Google Reader

Feed goes Dada:

Bevor die Erde stoppt die Spinnerei bearbeitet,
bevor das Licht wird schwächer,
von allen, sehr geehrter Herr, ich bitte Sie,
Geben Sie uns, was wir brauchen,
für die Salbei, Witz
für die Feigling, ein Pferd, Sie fragen,
in den reichen, mehr Geld.
Aber denken Sie daran, dass ich hier bin.
Bevor die Erde stoppt die Spinnerei bearbeitet,
Ihre Macht hat keine Grenzen,
für jeden, der will Macht.
Sie erwähnten geht
wer hat eine offene Hand.
Dale durchbrechen Nächstenliebe.
Das Geschenk der Buße für Cain,
sondern auch an mich erinnern.
Mein Herr, dass alles, was Sie wissen,
dann glaube ich, in Ihrer Weisheit.
Wie die gefallenen Soldaten, der glaubt,
in den Himmel und kehrt zu leben.
Diejenigen, die glauben, dass Sie hören
in der Wahrheit Ihrer sanften Worten.
Da alle Männer müssen glauben,
weiß nicht, was sie tun.
Oh mein Herr, mein Gott,
grüne Augen.
Bevor die Erde stoppt die Spinnerei bearbeitet,
und alle unsere Schmerzen ist beendet.
Während das Feuer brennt noch immer in den Himmeln
und die Tage werden wieder geboren,
geben, etwas für alle,
und daran erinnern, dass ich hier bin.
Gebt ihm etwas für alle,
und daran erinnern, dass ich hier bin.
Gebt ihm etwas für alle,
und daran erinnern, dass ich hier bin.

Nein, mir geht es gut. Ich bin nicht verwirrt. Ich habe auch nicht versucht, ein dadaistisches Gedicht aufzusetzen. Ich habe nur gerade die neue Übersetzungsfunktion des Google Readers genutzt und köstlich über die grottenschlechte Übersetzung gelacht. Irgendwie auch ein Trost für jemanden wie mich, der als Übersetzer arbeitet. Scheinbar werden wir noch eine zeitlang gebraucht. 😉

Prinzipiell ist es natürlich eine gute Funktion, dass mensch sich mal soeben ein Posting aus einer Sprache, die sie oder er nicht beherrscht, übersetzen lassen kann. Im Einzelfall, gerade auch bei softwarebezogenen- oder politischen Postings im Einzelfall sicher mal interessant. Aber ich glaube kaum, dass jemand auf Dauer einen Feed so automatisch übersetzt beziehen möchte.

Zum Hintergrund der neuen Google Reader-Übersetzung bei ReadWriteWeb: «Say What? Google Reader Translates Any Feed into Your Native Tongue».

Und wer spanisch kann, mag obige Zeilen in einer vernünftigen Übersetzung in «Con Los Ojos Abiertos» lesen. Der Text entstammt einem russischen Lied aus dem Film «W. R.- Misterije organizma» (1971) von Dusan Makavejev und ist im Original des probeweise übersetzten Blogpostings in spanischer – nicht automatisierter! – Übersetzung zu lesen.

Software, Übersetzen
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