Übersetzen

DLF zur Honorarsituation literarischer Übersetzungen

«Kultur heute» im Deutschlandfunk:

Die literarischen Übersetzer lehnen ein neues Honorierungsangebot der Verlage ab.

So heißt es lapidar auf der Programmvorschauseite des Deutschlandfunks und so ist es. Die Übersetzerin Christa Schuenke stand heute nachmittag Burkhard Müller-Ullrich in einem fünf-minütigen Interview Rede und Antwort und erklärte, warum es sich bei dem sogenannten „Münchner Modell“, dem Angebot einiger Publikumsverlage die literarischen Übersetzer besser am Umsatzerlös der übersetzten Werke zu beteiligen, um eine Farce handelt.

Das Interview kann hier gehört werden:
http://literaturuebersetzer.de//download/uebersetzer/dlf_interview_schuenke.mp3
Wie bereits erwähnt, sind die schriftlichen Reaktionen der Übersetzer auf den SZ-Artikel von Thomas Steinfeld auf der Homepage des Verbandes der deutschsprachigen Literaturübersetzer (VdÜ) nachzulesen. Dort auch mit einblendbaren Kurz-Bios der Übersetzerinnen und Übersetzer, falls ihr euch dafür interessiert, wer welche Autoren übersetzt.

Literatur, Radio, Übersetzen

Burkhart Kroeber reagiert auf Artikel von Thomas Steinfeld

Blick in die Buch-Kristallkugel
Foto: photocase.com

Thomas Steinfeld hat gestern in der Süddeutschen einen Artikel veröffentlicht, den ich nur mit Unverständnis und fassungslosem Kopfschütteln zu Ende lesen konnte. Es geht darin um den Streit zwischen Verlegern und Übersetzern (siehe dazu auch «Berliner Erklärung der Literaturübersetzer»).
Steinfeld sieht in diesem Konflikt die Übersetzer in der Schuld, weil sie ein angeblich gutes Angebot der Verlage nicht annehmen. Der Artikel «Ein Haus für Rechthaber – Übersetzer und Sprachpfleger: Wer verfügt über Kultur?» ist online nur Abonnenten zugänglich.
Heute hat Burkhart Kroeber, unter anderem Übersetzer der Werke von Umberto Eco und Italo Calvino, im Perlentaucher die passenden Worte gefunden, um auf den einseitigen Artikel von Steinfeld zu reagieren:

Anders steht es bei kulturpolitischen Themen wie dem sog. „Übersetzerstreit“. Hier kann jeder Nachrichtenredakteur oder Kommentator ungeprüfte Behauptungen in die Welt setzen, abenteuerliche Zusammenhänge konstruieren und das Ganze zu apodiktischen Meinungen kondensieren, ohne auch nur im Ansatz irgend etwas zu recherchieren. So hat es der frischgebackene Feuilletonchef der Süddeutschen Zeitung, Thomas Steinfeld, gerade wieder mal exemplarisch vorgeführt. Ihm zufolge ist die Tatsache, dass die Zahl der ins Deutsche übersetzten Titel im vergangenen Jahr um fast dreißig Prozent zurückgegangen ist, auf den hartnäckigen Wunsch der Übersetzer nach besseren Honoraren zurückzuführen.

Weiter im Perlentaucher: «Zum sogenannten neuen Übersetzerstreit».
Danke Burkhart für diese Replik. Herrn Steinfeld und die Süddeutsche Zeitung möchte ich fragen: Brauchen wir von nun an auch ein SZ-Blog, das dem Beispiel des Bildblogs folgend (dort werden die Fehler der Bildzeitung recherchiert und korrigiert), die journalistischen Fehlgriffe der SZ „aufarbeitet“?

Update 14:40 Uhr: Ich bin begeistert, wie die Literaturübersetzer sich so eine Behandlung keineswegs gefallen lassen und nicht nur mit obigem Artikel, sondern auch mit der Veröffentlichung ihrer Leserbriefe an Thomas Steinfeld reagieren. Als Webmaster unserer VdÜ-Seite habe ich eben die Leserbriefe der Kolleginnen und Kollegen, die der Veröffentlichung zugestimmt haben, auf die Homepage gesetzt. Mit folgendem Text werden sie dort unter Aktuell angekündigt:

Ein Artikel von Thomas Steinfeld, Feuilletonchef der „Süddeutschen Zeitung“, in der SZ vom 2.2.07 (Titel: „Ein Haus für Rechthaber“) hat unter den Literaturübersetzern große Empörung ausgelöst;
Steinfeld behauptet darin, die Literaturübersetzer vergäßen die kulturelle Dimension ihrer Tätigkeit; ihr Wunsch nach einer angemessenen Honorierung, wie sie das Urhebervertragsrecht vorsieht, sei
„pedantisch“ und „phantastisch“. Reaktionen der Literaturübersetzer finden Sie [hier].

Artikel, Literatur, Übersetzen

Berliner Erklärung der Literaturübersetzer

Disclaimer vorneweg: Ich bin als Übersetzer Mitglied des Verbandes der deutschsprachigen Literaturübersetzer (VdÜ).

Wir hatten am Wochenende in Berlin unsere Mitgliederversammlung, dort haben wir eine „Berliner Erklärung“ einstimmig verabschiedet, deren Hintergrund ich gerne erläutern möchte und deren Text ich auch hier im Blog veröffentlichen möchte.

Es hat sich bei vielen schon herumgesprochen, dass literarische Übersetzer viel zu wenig verdienen, dafür dass sie eine sehr wichtige Arbeit leisten. Alle Werke, deren Originalsprache wir nicht kennen, können wir nur lesen und wertschätzen, weil es Übersetzerinnen und Übersetzer gibt, die sich die Mühe machen, diese Werke so in unsere Sprache zu übertragen, dass wir eine Ahnung davon bekommen, was das Original uns wohl sagen wollte.

Die Verlage verdienen an diesem Prozess, doch sind sie selten bereit, diese Erträge auch angemessen an die Übersetzer weiterzugeben. Deutlich gemacht haben sie das wieder einmal in einem kürzlich veröffentlichten „Münchner Modell“ (siehe Meldung im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels), das sogar einen Rückschritt gegenüber bisherigen Vergütungen darstellt, aber nach außen als Wohltat und Entgegenkommen gegenüber den Übersetzern verkauft werden soll.

Ich empfinde dieses Verhalten von Verlagsseite nicht nur als höchst ungerecht, sondern als ausgesprochen unfair und habe deshalb – wie allen anderen im Literarischen Colloquium Berlin versammelten Literaturübersetzer – der Berliner Erklärung zugestimmt. Und dies ist der Text der Erklärung:

Literatur, Übersetzen

Von der Kunst die Sprache im Untertitel zu übersetzen

Schön, wenn man seine handwerkliche Arbeit in einer Dissertation gut umschrieben vorfindet. Dabei beziehe ich mich auf meine Arbeit als Übersetzer aus dem Spanischen, wo ich vor allem Filme übersetze und dies meist per Untertitelung.
Das ist bei einer äußerst schnell gesprochenen Sprache wie dem Spanischen gar nicht so einfach, denn der Text muss natürlich gekürzt werden, da das Lesen mehr Zeit als das Hören beansprucht und die Bilder ja auch noch wahrgenommen werden wollen.

Und jetzt zum Zitat der besagten Doktorarbeit «Das Sprechen der Filme – Über verbale Sprache im Spielfilm» (Download als pdf, 1,5 MB, 297 S., Infos bei DDB) von Christoph Wahl, welches die Problematik der Untertitelung (auf S. 149) recht gut beschreibt:

Auch die Untertitelung ist ein Ergänzungsverfahren, bei dem allerdings der Originaltext seine Dominanz behält, und die Übersetzung mit weitgehenden Kürzungen arbeiten muß. Diese Kürzungen resultieren aus der Problematik, gesprochene Sprache in Schriftsprache transponieren zu müssen: Der Mensch kann in einem bestimmten Zeitraum wesentlich mehr Text auditiv als visuell verarbeiten. Henrik Gottlieb nennt die Untertitelung deshalb einen diagonalen Typ: Zu der vertikalen Ebene der herkömmlichen Übersetzungsverfahren, die einfach eine Sprache in eine andere übertragen, gesellt sich die horizontale Ebene, auf der verbale Sprache in Schriftsprache wechselt. Die Kunst des Untertitelns besteht somit darin, aus einer verbalen Äußerung den komprimierten Sinn herauszufiltern, und ihn so in einen geschriebenen Text zu verwandeln, daß er stilistisch ungefähr dem Ton der ursprünglichen Äußerung entspricht.

Im Zitat angesprochener Aufsatz:
Henrik Gottlieb: Subtitling: Diagonal Translation. In: Perspectives: Studies in Translatology Nr. 1 (1994), S. 104 (nicht online verfügbar).

Kino, Literatur, Spanisch, Übersetzen

Geschichte Spaniens


Im Rahmen des bereits hier beschriebenen Themenschwerpunkts Spanien startet morgen die teilweise von mir übersetzte Dokumentarfilm-Reihe «Geschichte Spaniens». Obige Sequenz zeigt den Beginn des ersten Films «Spanien wird muslimisch», der die Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die Araber zum Inhalt hat. Hier noch im Original zu sehen, mit den beeindruckenden Bildern aus dem Innern der Mezquita von Córdoba. Ab morgen gibt es das Ganze werktäglich (3. – 14. Juli 2006, jeweils ab 18:05 Uhr) auf arte in deutscher Übersetzung (wie gesagt, was die die ersten beiden Teile anbelangt, mit Übersetzung aus dem Hause «Text & Web»).
Alle anderen Filme und Dokumentationen, die arte im Monat Juli zu España zeigt, gibt es in einer Übersicht auf der arte-Homepage.

Spanisch, TV, Übersetzen

arte-Doku-Reihe «Die Geschichte Spaniens»

Die Araber erobern HispanienReconquista
Ich habe wieder einmal zwei spanische Dokumentarfilme ins Deutsche übersetzt, die arte im Rahmen seines Spanien-Sommer-Specials ausstrahlen wird: die ersten beiden Folgen einer 10-teiligen Reihe zur spanischen Geschichte „Memoria de España„.
Die von anerkannten Historikern betreute Serie lief in Spanien mit großem Erfolg und kommt nun als deutsche und französische Erstausstrahlung auch bei arte. In den 10 Jahren, in denen ich Übersetzungen mache, war das der größte Rechercheaufwand. Ob ich meine Arbeit gut gemacht habe, kann man am 3. und 4.7.06 auf arte sehen, jeweils von 18:05 – 19:00 Uhr. Die weiteren acht Folgen werden bis zum 14.7.06, immer werktags zur gleichen Zeit, ausgestrahlt.
Teil eins handelt von der Eroberung Hispaniens durch die Araber und der Bedeutung der muslimischen Kultur für die Iberische Halbinsel, und Teil zwei stellt – ausgehend von dem Niedergang des Kalifats von Córdoba – die Reconquista, die Rückeroberung durch die Christen, in den Mittelpunkt.
Das weitere arte-Sommerprogramm mit Spanienschwerpunkt sieht u.a. folgende Themen vor: «Carmen Polo – die Frau hinter Franco», Spanischer Bürgerkrieg, Carmen-Oper (mit Daniel Barenboim, live aus Berlin!), Granada, La Gomera, Stierkampf, Weinprobe Mallorca etc..
Die Pressemappe zum Spanienschwerpunkt als pdf (27 S., 867 kb) wird hier zum Download angeboten. (Liebe arte-Redaktion: wie man den Plural von «Mythos» bildet, das üben wir nochmal, ja? – Siehe Überschrift zur „La Gomera“-Doku S.23 !)

Spanisch, TV, Übersetzen

Azalai – Im Land der Tuareg (Wiederholung)

Wer die Ausstrahlung des von mir für arte übersetzten Films «Azalai – Im Land der Tuareg» verpasst hat, kann ihn morgen nochmal sehen: Freitag 02.06.06, 18:05 – 19:00 Uhr.

Der Film zeigt, wie bei den Tuareg Traditionen gelebt und an die nächste Generation weitergegeben werden und wie sich die ehemals verfeindeten Seiten über eine Jungenfreundschaft annähern.

Spanisch, TV, Übersetzen

Azalai – Im Land der Tuareg

Tuareg
Habe wieder einmal für arte einen spanischen Film übersetzt: «Azalai – Im Land der Tuareg», ein Dokumentarfilm von Chema Rodríguez über die Salzkarawanen in der Sahelzone. arte strahlt den Film gemeinsam mit vier weiteren Dokumentationen in der Reihe «WunderWelten: Sahel» Ende Mai aus.
«Azalai – La Caravana de la Paz» ist ein wirklich schöner und sehr interessanter Film, nur der Text ist oft sehr schwülstig und voller Pathos. Muß wohl so sein bei einem spanischen Film über ein afrikanisches Urvolk 😉 Hab versucht es im Deutschen einigermaßen rüberzubringen, ohne daß es zu kitschig wird. Hoffe, es ist mir gelungen…
Sendetermin auf arte: 26.5.06, 13.05-14:00 Uhr, Wiederholung: 02.6.06, 18:05-19:00 Uhr.

Spanisch, TV, Übersetzen
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