Bibliotheken sind spannende Orte der Wissensvermittlung

700.000 Menschen nutzen pro Tag in Deutschland eine Bibliothek. Von einer Krise der Bibliotheken kann – was die Nachfrage betrifft – nicht die Rede sein. Von einer Herausforderung dagegen schon. Die Anforderungen an Bibliotheken wachsen durch den Umbruch von einer analogen zu einer hybriden Wissensgesellschaft (d.h. zu einer Gesellschaft, die sowohl auf analoge als auch auf digitale Informationen zugreift) in einem Maße und einer Geschwindigkeit, die gleichsam spannend sind und doch unlösbar scheinen. Wer sich mehr für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich die Sendung «Kathedralen des Wissens» auf DRadioWissen:

Seit mehr als 2000 Jahren sind Bibliotheken Kathedralen des Wissens. Doch bleiben sie das auch? Das Internet mit seinen medialen Möglichkeiten wird mehr und mehr zur Konkurrenz der altehrwürdigen Häuser.

Bibliotheken sammeln Bücher und stellen diese der Öffentlichkeit zur Verfügung. Doch braucht man diese Dienstleistung noch, wenn sich jeder zu jeder Zeit Bücher aus dem Netz herunterladen kann?

Informationszentrum Stabi

Dass ich in der Stabi die Ehre habe, an dem Prozess teil zu haben, die eingangs beschriebenen Herausforderungen zu stemmen, empfinde ich als großes Glück. Mein Job macht mir auch im achten Jahr großen Spaß. Und dass auch und insbesondere, weil ich seit Kurzem vermehrt “traditionelle” bibliothekarische Aufgaben übernommen habe. Seit Januar leite ich das Fachreferat Pädagogik an der Stabi und betreue kommissarisch das Fachreferat Sportwissenschaft. Ich entscheide, welche Bücher und E-Books die Bibliothek zu diesen Fächern kauft, mache Sacherschließung (d.h. ich katalogisiere die Titel), beantworte Erwerbungsvorschläge unserer Nutzer und mache ab morgen Auskunftsdienste. Nach meiner Lernphase habe ich morgen meinen ersten Auskunftsdienst. Und zwar an dieser wunderschönen Theke im neu gestalteten Informationszentrum, dessen Konzeption gerade auf dem Bibliothekskongress in Leipzig vorgestellt und prämiert wurde. Dazu habe ich im Stabi-Blog den Artikel Posterpräsentation der Stabi auf Platz Eins in Leipzig geschrieben.

Die bisherigen Aufgaben, die ich seit 2005 sukzessive in der Stabi übernommen habe, laufen dabei weiter: ich betreue für die Virtuelle Fachbibliothek cibera das ciberaBlog (gerade fünf Jahre alt geworden) und unser Forscherverzeichnis, das cibera ForscherWiki, schreibe in vier weiteren Blogs und verantworte die gesamte Social Media Kommunikation der Stabi. Gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Aber mit einer gewissen Arbeitsdisziplin und dem schon erwähnten großen Spaß am Job durchaus zu schaffen.

Apropos Spaß am Job: Wenn ich nur dran denke, was wir im November für eine großartige Ausstellung in der Stabi haben werden: Über einen “Blogger” aus dem 18. Jahrhundert. Klar, da gab es noch keine Blogs. Aber Ferdinand Beneke, der Mensch, der hier von der Literaturkritikerin der SZ beschrieben wird, hat quasi ein Blog geschrieben. Er hat 56 Jahre lang – von 1792 bis 1848 – jeden Tag aufgeschrieben, was er erlebt und gesehen hat und wie er das einschätzte. Beobachtungen in der Hansestadt, sehr Privates mit Politischem vermengt, wie wir es aus (guten) Blogs kennen:

Mehr zu Beneke und der geplanten Ausstellung im Stabi-Blog: «Die Tagebücher des Ferdinand Beneke».

Zurück zum Ausgangspunkt dieses Artikels: Ich weiß nicht, ob Bibliotheken «Kathedralen des Wissens» sind. Spannende Orte der Wissensbewahrung und -vermittlung, sowohl analog als auch digital, sind sie allemal. Und Orte, an denen sich Menschen treffen, um alleine oder zusammen zu arbeiten und um Kultur zu erfahren. Deshalb bin ich froh, den Beruf des Bibliothekars in dieser herausfordernden Zeit ausüben zu dürfen.

5 Kommentare zu „Bibliotheken sind spannende Orte der Wissensvermittlung“

  1. @Elke: Im Business-Deutsch würde man von einer Win-Win-Situation sprechen.

    @Dörte: Du siehst, Du hast Dich auch für den richtigen Job entschieden.

  2. Danke für den Hinweis auf die Sendung bei DRadio Wissen. Hab mir alles angehört und fand es sehr interessant, was da so an Fragen und Perspektiven angerissen wurde.

    Das Ferdinand-Beneke-Projekt finde ich überaus spannend. Werde ich auf jeden Fall im Auge behalten. Erinnert mich ein bisschen an die berühmten Tagebücher von Samuel Pepys (der schrieb allerdings “nur” über neun Jahre so ausführlich Tagebuch und natürlich in einem anderen Land und in einer anderen Zeit).

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