Elbphilharmonie 2013 – Bilder eines Baustellenbesuches

Mit lieben Kollegen aus der Stabi habe ich heute eine Führung auf der Baustelle der Elbphilharmonie besucht. Auf Twitter wurde die Forderung geäußert, wenn ich schon mal da sei, könne ich doch gleich das schon ewig auf seinen Abschluss wartende Werk vollenden. Das war heute leider auf die Schnelle nicht zu machen. Mal schauen, ob Hoch Tief den Termin 1.7.2016 dieses Mal einhalten wird. Es dürfen noch Wetten abgegeben werden, was zuerst fertig sein wird, Mehdorns Flughafen BER oder eben die Elbphilharmonie. Was ich jedoch fertig bekommen habe, ehe ich morgen auf den Bibliothekskongress nach Leipzig aufbreche, ist diesen Blogartikel samt der Fotos, die en detail im Fotoalbum auf Google+ zu sehen sind:

Fotoalbum Elbphilharmonie auf Google+

Man mag ja von der Elbphilharmonie halten was man will. Ich finde vor allem die ärgerlichen und teilweise alles andere als professionellen Verzögerungen schlimm. Ganz zu schweigen von der Frage, was man mit dem investierten Geld in der Hansestadt hätte Sinnvolleres anfangen können. Wo sie aber nun mal da ist, wollte ich sie mir auch anschauen. Und ich kann jetzt schon sagen: es war sehr beeindruckend, die Baustelle von innen zu sehen. Am meisten fasziniert haben mich die Ausführungen unseres sehr netten Führers zu den Planungen des großen Konzertsaales, der mal Platz für 2.000 Besucher bieten soll. Wirklich beachtlich, die ausgefeilten, auch noch das kleinste Detail mit bedenkenden Akustik-Berechnungen, für die niemand Geringeres verantwortlich zeichnet, als der Großmeister innenarchitektonischer Ton-Kalkulation, Yasuhisa Toyota. Da die Akustik eines Raumes sich sogar ändert, je nachdem, ob ein Konzertsitz besetzt ist oder nicht, wurde für die Konzertsessel eigens ein Stoff namens “Hamburg” geschaffen, der den Ton genau gleich absorbiert, egal ob jemand auf ihm sitzt oder nicht. Da der Konzertsaal mindestens noch 9 Monate nach Bauübergabe durch Hoch-Tief am 1.7.2016 bis zur technischen Fertigstellung brauchen wird, ist selbst bei kühnstem Optimismus erst im Frühjahr 2017 damit zu rechnen, bis wir uns in die tonabsorbierenden, mit dem in Italien hergestellten Stoff “Hamburg” bezogenen Sessel werden niederlassen dürfen, um die dann perfekte Akustik im großen Konzertsaal der Elbphilharmonie genießen zu dürfen.

Mein Fazit: so eine Führung zu besuchen, lohnt sich unbedingt. Sie kostet 5 € (ermäßigt 3 €) und dauert 90 Minuten. Treffpunkt ist am Elbphilharmonie Pavillon an den Magellan-Terrassen. Für den Baustellen-Besuch muss man gut im Treppensteigen sein, denn die 27 geplanten Aufzüge sind noch nicht da (es geht zu Fuß hoch in den 12. Stock und wieder runter). Wer sich für so eine Führung interessiert, muss sich immer am Ersten eines Monats (so dieser nicht auf einen Sonntag fällt) um Karten bemühen. Alle Infos dazu hier. Wer sich für Planung, Finanzierung und Vorgeschichte der Elbphilharmonie interessiert, sei auf den diese Themen gut dokumentierenden Wikipedia-Artikel verwiesen.

11 Kommentare zu „Elbphilharmonie 2013 – Bilder eines Baustellenbesuches“

  1. @Dave: Vielleicht waren die Aufzüge zwischendurch nur kurzfristig im Betrieb. Ich kann nur sagen, dass wir sie heute nicht benutzen konnten und brav die Treppen nahmen. 😉

  2. Das ist ein schöner Hinweis auf ein zukünftiges Bauwerk in Hamburg. Diese Elbphilharmonie für ca. 2000 Besucher ist meiner Meinung superpure Geldverschwendung. Wenn dann noch 5 EUR zur Selbstdarstellung bezahlt werden, l dürften eigentlich keine Menschen diese Eigenwerbung besuchen. Du schreibst dazu “Wo sie aber nun mal da ist” “Elbphilharmonie halten was man will”, und ” mit dem investierten Geld in der Hansestadt hätte Sinnvolleres anfangen können.”. Hallo, was ist das für ein Text??? Entweder wird das ein exclusiver Konzertsahl für die oberen Zehntausend oder nicht. Die “ärgerlichen und teilweise alles andere als professionellen Verzögerungen” führen natürlich nicht dazu auch dieses Bauwerk zu verwirklichen. Wir werden sehen wie es sich entwickelt. Das Schloss Neuschwanstein hat bis heute die Menschheit begeistert. Warum??? Das kann ich nicht beantworten.

  3. Dass die Stoffwahl der Bestuhlung Einfluss auf die Akustik hat, wusste ich bisher nicht. Sehr interessant! Vielen Dank auch für die Infos und Hinweise bzgl. der Führungen auf der Baustelle. Versuche ich beim nächsten HH-Besuch irgendwie einzubauen.

  4. @Thomas: Ich finde, Du übertreibst. Ich hab die kritischen Punkte ja extra mit in den Text aufgenommen, da man das bei diesem Projekt auch nicht so einfach ausblenden darf. Aber Deine harsche Reaktion scheint mir, mit Verlaub, doch etwas überzogen.

    @Elke: Gutes Gelingen, dürfte ob der großen Nachfrage nach Karten für die Führungen gar nicht so leicht sein. Ich drück Dir aber die Daumen.

  5. Nun hoffen wir, dass die Elbphilharmonie nicht zu einer ewigen Baustelle wird, wie die Sagrada Familia in Barcelona.

  6. Du hast eventuell den Nagel auf den Kopf getroffen. Wenn schon eine große Nachfrage nach den Karten der Führungen besteht ist das für einen Kleinstadtbewohner wie mich schwer zu verstehen. Du bist doch auch jemand der dem Volk, das wenig Geld hat, zugeneigt ist. Warum machst du dann Werbung für ein solches Projekt? Das ist doch nicht abgetan mit ein paar negativen Hinweisen. Wenn man solche Zeilen vor den Augen hat, dann muss man ja Übertreiben.

  7. @Thomas: Ich mache doch keine Werbung für dieses Projekt. Ich hätte mich auch niemals dafür entschieden, wenn man mich gefragt hätte. Aber ich lebe nun einmal in dieser Stadt und interessiere mich für den Bau, jetzt wo er eben von unseren Steuergeldern bezahlt wird. Und ich hab mir heute die Baustelle mit Interesse angeschaut, obwohl ich die Elbphilharmonie aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit selbstverständlich abgelehnt hätte.

  8. Helmut Krüger

    Als Buten-Hamburger, der ich seit 1994 bin, verfolge ich die Geschehnisse meiner Heimats- und Geburtsstadt schon mit Interesse. Irgendwas an Bindung – neben den Geschwistern und Verwandten – bleibt ja doch.

    Ich glaube gar nicht mal, dass die Planung einer Elbphilharmonie an dieser Stelle unbedingt ein Fehler war. Die Planung der Hafen-City seit den 1990ern, wenn ich mich recht erinnere, war ja wieder die Hinwendung zum Hafen, nach jahrzehntelanger städtebaulicher Abwendung und regelrechter Gleichgültigkeit, was dort steht, was sich Jüngere offenbar gar nicht mehr vorstellen können. Gut entsinnen kann ich mich noch an einen so bezeichneten City-Plan, auf dem die “City” als die Fläche gekennzeichnet wurde, die nördliche der Ost-West-Straße (heute Ludwig-Erhard- bzw. Willy-Brandt-Straße) und dem Wallring liegt. Das Gebiet südlich davon galt Stadtplanern und Gewerbetreibern ganz offensichtlich als Terra Incognita.

    Warum schreibe ich das?
    Ich glaube, dass die “Überdrehteit” bei der Elbphilharmonie Ausdruck eines schlechten Gewissens ist, dieses Gebiet städtebaulich so lange vernachlässigt zu haben. Heutige Architekten schwanken eh zwischen Überdramatisierung und purer Banalität, wobei das solide Maß dazwischen, welches schön anzuschauen ist, das Nachsehen dabei hat, das geht auch an die genehmigenden Behörden.

    Ein pures Selbstverständnis, dass hier nichts mit aller ästhetischer Gewalt korrigiert werden muss, sondern dass es selbstverständlich mit solider, schöner und nachhaltiger Baukultur andere Koordinaten gesetzt werden müssen, hätte das Planungs- und Kostendesaster möglicherweise nicht entstehen lassen.

    Kurzum: Es geht um empfindsame Gratwanderung. Wären die Wellen 1962 so hoch aufgelaufen wie der Wellenschlag an der Hamburger Elbphilharmonie zu erkennen gibt, in Hamburg wäre großflächiger und weit mehr Land unter gewesen.

  9. @Helmut Krüger: Vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. Was immer man von der Elbphilharmonie und der Hafencity halten möge, ich finde auch, dass die städtebauliche Hinwendung zum Hafen zu begrüßen ist.

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