Bedenkliches Gesetz zum Ausspähen von Schulrechnern

Foto: Inferis auf Flickr (Ausschnitt)
Foto (Auschnitt): Inferis auf Flickr, (CC BY-SA 2.0).

Die Schulbuchverlage haben einen teuflichen Plan ausgeheckt: Schulrechner sollen nach Plagiaten durchsucht werden. Die 16 deutschen Kultusministerien spielen mit. Datenschutz wird zurückgestellt und auf Druck der Verlagslobby wird ein obskures Gesetz (“Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach § 53 UrhG”) beschlossen. Es kommt einem alles vor wie ein schlechter Witz. Statt Schüler über die Bedeutung von Wissen im freien Zugang (Open Access) zu informieren, wird Misstrauen gesät, womöglich Lehrer und Schüler kriminalisiert. Dies alles hat kein Journalist aufgedeckt, sondern netzpolitik.org.

Alle unglaublichen, aber leider zutreffenden Fakten bei netzpolitik (samt Update). ZEIT Online nimmt das Thema auf: Software soll Computer an Schulen durchsuchen. Die Piraten reagieren mit einer Pressemitteilung: Schulbuchverlage machen Schulleiter zu Hilfspolizisten gegen eigenes Kollegium.

9 Kommentare zu „Bedenkliches Gesetz zum Ausspähen von Schulrechnern“

  1. Mich würde mal interessieren, ob dieses Gesetz inzwischen auch in schulbibliothekarischen Kreisen diskutiert wird. Auch dort sind Schulrechner zu finden. Und was die bibliothekarischen Fachverbände in diesem Fall dazu sagen. Stichwort: Code of Ethics.

    PS: “Dies alles hat kein Journalist aufgedeckt, sondern netzpolitik.org.”

    Ich würde bei Netzpolitik.org schon von einem journalistischen Angebot sprechen.

  2. Pingback: Infobib » Schulbibliotheken, Schultrojaner und der Code of Ethics

  3. @CH: Nur um das klar zu stellen: Natürlich können bestimmte Blogs, allen voran so relevante wie Netzpolitik, auch journalistische Angebote darstellen. Was ich meinte: Es hat kein Journalist aus Print- oder TV-Medien das Thema aufgedeckt, sondern ein Blog.
    Und auf die Reaktion von Schulbibliotheken oder Bibliotheksverbänden bin ich genau so gespannt, wie Du.

  4. Pingback: blogthek - Schultrojaner

  5. Wir erleben offenbar, dass die alten Asprianten der Wissensdistribution einen verzweifelten Kampf gegen eine Phase der medialen Transformation verfechten; – und damit mit unlauteren Mitteln kämpfen, anstelle – weitsichtig und langfristig gedacht –bei der Gestaltung zu partizipieren.

    Dieser Generalverdacht, der durch eine derartige Drohkulisse konstitutiert wird, ist vor allem aus einer geschichtlichen Perspektive extrem suspekt. Oder sind die Erfahrungen zweier Systeme, die mit Misstrauen gegenüber die eigenen Bürger agierten, nicht genug?

    Plagiatimus wäre mit anderen Methoden beizukommen, z. B. wenn Schülern und Studenten der Wert von eigens erstellten Arbeiten immer wieder vor Augen geführt wird. Zugegeben: Das ist im Bildungsbetrieb, der sehr stark vom Minimalprinzip beherrscht wird schwieriger (auch weil man offenbar Noten- und Leistungspunktesystem überbetont ökonomisiert hat), doch nur, weil etwas schwieriger zu bewerkstelligen sein könnte, ist noch lange keine Abkürzung über die technologische Prävention vertretbar.

    Es ist mir unbegreiflich wie man derartige Gesetze politisch legitimieren kann.

  6. @Markus: Dass Du Netzpolitik.org ähnlich einschätzt, dachte ich mir. Ich wollte es nur mal kurz erwähnen.

    In Infobib hat Susanne Drauz übrigens kommentiert, es sei offizielle Position der Bibliotheksverbände, dass “Schulbibliotheken unliebsame Konkurrenz für ÖBs” seien.

    Ich bin weder in den Verbänden, noch in ÖBs oder Schulbibliotheken zuhause. Aber das wäre wirklich starker Tobak.

    Unabhängig davon, ob sich BID & Co nun um Schulbibliotheken sorgen oder nicht: Ich erwarte erst einmal nichts. Zu vielen anderen Vorgängen wurde auch keine Stellung bezogen seitens der Verbände. Warum sollte es hier anders sein?

    Vielleicht haben wir hier ein Henne-Ei-Problem. Solange die Verbände sich nicht einmischen, haben die Netzaktiven unter den Bibliothekswesen keine große Lust, sich zu engagieren. Und solange die Netzaktiven nicht in den Verbänden sind, mischen sie sich nicht ein.

  7. @CH: Danke für die weitergehenden Erläuterungen. Verbände, die auf so etwas nicht reagieren, haben in meinen Augen ihren Job verfehlt. Nun denn.

  8. Immerhin hat die Bildungsgewerkschaft GEW zeitnah reagiert. Mittlerweile gibt es auch konkrete Hilfestellungen für die Personalvertretungen, gegen den Einsatz von Schultrojanern mobil zu machen.

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