Chihuahua – faszinierende Stadt in der Wüste

Die karge Landschaft rund um Chihuahua fasziniert mich immer wieder.

Trauriger Prolog vor den schönen Impressionen aus Chihuahua: Trotz der furchtbaren Dinge, die hier passieren, ist Chihuahua eine faszinierende Stadt. Ich hatte ja schon einmal angekündigt, dass ich das Thema des Drogenkrieges und der Tag für Tag geschehenden Ermordungen – auch von am Drogenhandel gänzlich unbeteiligter Personen – erst von zuhause aus behandele. Das mag eine übertriebene Vorsicht sein, doch ich tue das, um weder mich, noch die Menschen, die mich in meiner Zeit in Mexiko beherbegen, zu gefährden. Wir laufen gerade auf einen überaus traurigen Rekord zu: 50.000 Tote durch die Tötungen im Rahmen der Bandenkriege der Drogenkartelle – siehe dazu den heutigen Bericht auf nachrichten.at: Krieg abseits großer Öffentlichkeit: Bereits 50.000 Tote in Mexiko. Gestern hat es uns hier ganz in der Nähe erwischt, dabei handelt es sich sogar um eine Person, die R. kennt und die sie am Morgen seiner Ermordung noch getroffen hat: Ein 30-jähriger Mann wurde unweit unserer Wohnung auf offener Straße erschossen, als er seinen 10-Jährigen Sohn vom Football-Training abholte. Der Sohn wurde ins Bein geschossen und überlebte, musste allerdings mit ansehen, wie sein Vater vor seinen Augen starb. Heute wird der Junge operiert. Berichte dazu im Heraldo de Chihuahua und – Achtung, die sonstigen Bilder in diesem Blog sind sehr schockierend – im Blog del narco. Das ist alles ganz und gar unfassbar, und ihr könnt euch sicher vorstellen, dass die Menschen hier in Angst und Schrecken leben. Von der teilweise korrupten – und wenn nicht korrupt, dann ohnmächtigen – Polizei ist keinerlei Hilfe zu erwarten.

Die Skyline von Chihuahua am Abend

Ich komme nun zum angenehmen Teil des Artikels, der Vorstellung weiterer Aufnahmen aus dieser großartigen Stadt mitten in der Wüste:

Hier oben floss vor fast 250 Jahren das Wasser durch das Aquädukt
Vergangene Woche hat mir ein Bekannter gezeigt, wie sehr Chihuahua immer mehr in die Wüste hinein wächst. Es ist erstaunlich zu sehen, wie sehr die Stadt gewachsen ist, seit ich das letzte Mal (vor 10 Jahren) hier war. Ganze Stadtviertel sind neu aus dem Boden gestampft worden, eine neue Uni wurde gebaut und sehr viele Park- und Freizeitanlagen – selbstverständlich mit Polizeischutz rund um die Uhr – wurden angelegt. In der Folge ein paar Impressionen davon – wie immer bei meinen Bildern auch zusammengestellt als Fotoalbum auf Google Plus , dort auch im Großformat zu sehen – oder durch Klick auf die Fotos hier im Blog. Mein besonderer Dank geht an Víctor, für die Tour, die er mit mir gemacht hat. Mit das Wichtigste für eine mitten in der Wüste gelegene Stadt ist die Wasserversorgung. Daher sehr beeindruckend: Der 1751 erbaute Acueducto de Chihuahua, von dessen 5 km Länge noch 4 km erhalten sind – eine ausführliche Vorstellung in in spanischer Sprache gibt es auf El oficio de historiar:

Das Aquädukt von Chihuahua - im Vordergrund: Víctor
Park vom Aquädukt aus gesehen (Filter: Tiltshift)
Nachts wird das Aquädukt angestrahlt
Blick vom Aquädukt auf das nächtliche Chihuahua

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Blick von der neuen Uni aus auf ein außerhalb gelegenes Viertel

Die letzten beiden Aufnahmen zeigen die Kathedrale von Chihuahua, aufgenommen während eines Treffens mit einem weiteren Bekannten. Ricardo, danke für den Tipp: man sitzt ganz wunderbar am Abend auf der Terrasse des Resaurant Meson de Catedral und kann dem emsigen Treiben auf der Plaza de Armas (dem Platz vor der Kathedrale) zuschauen, oder sehen, wie der Glöckner der Kathedrale vom Boden aus mit einem riesigen Seil die Glocken der Kathedrale schlägt, um die abendliche Messe anzukündigen:

Die Kathedrale im Herzen der Stadt

Blick vom Restaurant «Meson de Catedral» auf den Platz vor der Kathedrale

8 Kommentare zu „Chihuahua – faszinierende Stadt in der Wüste“

  1. Schade, dass die Welt auch mit solchen schlimmen Nachrichen leben muss. Bei meinem nächsten Kirchenbesuch werde ich extra ein “Vater unser” für die Bevölkerung von Chihuahua beten. Vielleicht hilft der liebe Gott den Menschen mit Liebe durch das Leben zu gehen. Dann wird auch diese wirklich schöne Stadt in Frieden leben können.

  2. @Thomas: Danke, das mit dem Gebet ist gut gemeint, doch ich fürchte, es braucht mehr, damit dieser Wahnsinn hier ein Ende hat. Wie der Gewalt ein Ende gesetzt werden könnte, weiß allerdings momentan auch niemand.

  3. Danke, dass du uns auch an den grausamen Seiten deines Aufenthaltes in Mexiko teilhaben lässt. Diese kann man wirklich nicht ignorieren. Noch schockierender ist es, wenn man plötzlich persönlichen Bezug zu solchen Ereignissen bekommt, wie es R. jetzt passiert ist. Ich warte schon mit großem Interesse auf deine Berichterstattung, wenn du wieder wohl behalten zuhause bist.

    Mich interessiert besonders, weshalb die allermeisten Leute trotz der unfassbaren Gewalt dort in der Gegend bleiben. Heimat hin oder her – wenn mein Leben tagtäglich in Gefahr ist, würde ich da eher weggehen wollen. Aber das kann man vermutlich nur ernsthaft beurteilen, wenn man selbst in der Situation ist.

  4. Deine Schwester

    Hallo Markus,
    ich freue mich ja dass du wieder in deinem geliebten Mexiko bist, aber ich bin auch erleichtert wenn du wieder wohlbehalten daheim bist und in Sicherheit.
    Auch muß ich bewundern daß R. immer noch an ihrer Heimat festhält, ich kann es aber auch verstehen wenn ich an ihr schönes Haus denke.

  5. @Meine Schwester: So ist es Ingeborg, die Leute können ihr Leben dort ja auch nicht so einfach aufgeben und alle weggehen.
    Ich bin jetzt wieder wohl erhalten in Hamburg angekommen und stehe unter Temperaturschock: von 30 Grad runter auf 10.

  6. Actualízame Markus! ¿Cual es ese café o restaurante que esta a un costado de la Catedral? lo que yo recuerdo es que ahí estaba un cine abandonado y planeaban hacer un mega estacionamiento.
    Están muy profesionales tus fotos, me encantan! 🙂

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