Gelsenkirchen – Ort des Grauens

Zwei Bemerkungen vorneweg:

  1. Der Titel dieses Artikels ist nicht nur der mĂ€ĂŸigen Leistung des FC St. Pauli und dem miesen sportlichen Ergebnis der 3:0-Niederlage gegen schwache Schalker geschuldet, sondern der hĂ€sslichsten Stadt Deutschlands, die ich bis dato gesehen habe.
  2. Sicher gibt es auch nette Ecken und man wird einer Stadt (und der Umgebung) nicht gerecht, wenn man gerade mal einen Tag dort verbringt. Daher wird dieser Artikel, trotz des erlebten Grauens, auch von Positivem berichten.

Um meinem Ruf als AuswĂ€rtsfahrer gerecht zu werden, habe ich nach Freiburg, Köln und Hannover am Freitag die vierte braun-weiße AuswĂ€rtsfahrt angetreten, mit Chefticket der Bahn (25 Euronen pro Strecke) ins malerische trostlose Gelsenkirchen. Zur Turnhallenarena des Kellerkindes FC Schalke. Magaths Buben sind bis dato die EnttĂ€uschung der Saison. Fast schon ein KunststĂŒck bei dem Etat so weit unten zu stehen. Schalke hat auch am Freitag schlecht gespielt. Unfassbar, was da ein hochkarĂ€tigen Einzeltalenten ĂŒber den Platz lĂ€uft und bei individueller Anstrengung dann vom Rest der Mannschaft alleine gelassen wird. Einen RaĂșl das Spiel nach vorne treiben zu sehen, wie er dann allein auf weiter Flur bleibt, tut fast schon weh. Trotzdem haben die auch nach der 1:0-FĂŒhrung weiter unsicher agierenden Schalker gegen uns 3:0 gewonnen. Das war bitter. Fazit: Schalke hat dieses Spiel nicht gewonnen, St. Pauli hat es verloren. Viele unkonzentrierte Ballverluste, kein Ausnutzen der offensichtlichen Schalker SchwĂ€chen. Um es klar zu sagen: wir haben verdient verloren und – insofern gilt der Titel auch fĂŒrs Sportliche – es war grauenvoll. Spielbericht bei Spox (by the way: Das Sportportal Spox ist tausendmal besser und aktueller als der Kicker). Der beste Mann auf dem Platz war der Schiri: Dr. Jochen Drees (im “Nebenberuf” auch Arzt fĂŒr Allgemeinmedizin), schon in Freiburg hervorragend gepfiffen, hatte stets das Spiel im Griff und traf – hier möchte ich Spox widersprechen – die richtigen Entscheidungen, ohne auf Schauspieler und Jammer-Tröten reinzufallen.

Ich hatte ja schon angedeutet, dass es auch Positives aus Gelsenkirchen zu berichten gab: Da waren erstmal die lieben Menschen, mit denen ich das Spiel gesehen habe: Die frisch umgezogene Jeky – momentan im hessischen Zuhause noch offline – , Herr Sparschaeler, Frau DiePauliane und erstmals Herr Aquii aus Essen (der Ärmste hat sehr viel Fußballsachverstand und musste beim GesprĂ€ch mit mir im Block schnell merken, dass ich keine Ahnung von Fußball habe und die Spieler auf dem Feld so gut wie nie erkannte).

Nachdem wir die Turnhalle (da die Arena ein geschlossenes Dach hat, verdient sie diesen Namen) weitlĂ€ufig umrundet haben, kamen wir dann rein in den GĂ€steblock V. RĂŒhrend zu sehen, wie Assamoah im Stadion vor dem Spiel begrĂŒĂŸt wurde und mit seinen Söhnchen eine durchweg beklatschte Ehrenrunde ĂŒber den Platz drehte. Gelb-Rot gesperrt konnte er ja leider nicht mithelfen, seinen Ex-Verein in Schwierigkeiten zu bringen. Dass es nicht klappte, hab ich ja schon beschrieben.

Nach dem Spiel durften wir Zeuge eines ganz besonderen Begleitschutzes von Fans aus dem Stadion werden:
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6 oder 7 Linienbusse wurden zu einer Sonderfahrt von der Veltins-Arena zum Hauptbahnhof zusammengestellt und von mehreren Polizeifahrzeugen samt Blaulicht eskortiert. Gegen die Fahrtrichtung ĂŒber die mehrspurige Bundesstrasse, ĂŒber rote Ampeln, vorbei an extra abgesperrten Kreuzungen. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt. Hat aber prima funktioniert. Gerade wenn man heute die Polizei im Wendland kritisieren muss (wie etwa bei dieser unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸig großen Gewalt gegen die Castor-Demonstranten), möchte ich die Schalker EinsatzkrĂ€fte ausdrĂŒcklich loben.

Noch was Positives: das »Brauhaus Hibernia« (mit wunderschönem Werbefilmchen im Bewegtbild zu bewundern: Frisch gebrautes Grubengold). Wir saßen dort abends zusammen und haben mit St. Pauli- UND Schalke-Fans das Grubengold vor und nach dem Spiel getestet und fĂŒr gut befunden. Ein Stimmungsbild aus der Nacht:

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Am anderen Morgen haben Frau Jeky, Herr Sparschaeler und ich auch noch das FrĂŒhstĂŒck im Hibernia (Foto der Außenfassade) eingenommen. Wie von unterwegs auf Nachfrage berichtet, ein Tipp fĂŒr Gelsenkirchen-Reisende:

@doktordab Brauhaus Hibernia, Bahnhofsvorplatz 2. Abends lecker selbstgebrautes Grubengold, morgens FrĂŒhstĂŒcksbuffet Mo-Sa 5,50 inkl. KaffeeSat Nov 06 11:06:51 via Twitter for iPhone

Das Bild, das sich einem beim Abschied am Hauptbahnhof von Gelsenkrichen bietet, unterstreicht aber nochmals das Grauen und den Wunsch, hier möglichst rasch wieder weg kommen zu wollen:

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16 Kommentare zu „Gelsenkirchen – Ort des Grauens“

  1. Ganz so schlimm wie du GE darstellst ist es nicht, da gibbet noch schlimmere Flecken im Pott,aber lassen wir das. Das regnerische Wetter tat bestimmt seinen Teil, deinen Eindruck noch zu verstÀrken.

    Finde die Knappen kommen mir etwas zu schlecht weg. Besonders in Halbzeit 2 war die Leistung ok, wenngleich noch nicht dem Team entsprechend. Immerhin haben sie keine Chance der St. Paulianer zugelassen in den Minuten von 46 bis 90 und sich teilweise durch schlechte Chancenverwertung ausgezeichnet. Halbzeit Eins ging nach Punkten eindeutig an die GĂ€ste vom Kiez.

    Das Dach war nur an diesem Abend geschlossen, da gibbet eine Auflage der Stadt, das es bei Abendveranstaltungen geschlossen sein muss. An regulĂ€ren Samstag- oder Sonntagsspielen ist es auf jeden Fall auf. Und das Positive: Hast du schon mal im November in einem deutschen Stadion die Jacke ausgezogen, weil dir warm war? 😉

    GlĂŒck auf!

  2. Hoffentlich nicht nur vorĂŒbergehend im Netz, aber lieber schnell kommentieren 🙂

    Schöner Reisebericht, der es komplett trifft, sowohl was die Reise angeht, als auch, was das Spiel betrifft. Ich fasse das morgen frĂŒh mal zusammen. War auf jeden Fall schon wegen der AuswĂ€rtsbezugsgruppe wieder ein voller Erfolg.

    Wir haben ja auch nach solchen Spielen immer noch “uns” 😉

  3. @Jekylla: Gut, dass Sie gerade wieder online sind. Und was fĂŒr ein wunderbarer Satz:

    Wir haben ja auch nach solchen Spielen immer noch “uns” 😉

  4. Durchaus nett geschrieben. Zumal du die Aussage, von Fußball keine Ahnung zu haben, selbst eindrucksvoll bestĂ€tigst. Wie Aquii schon schrieb war S04 in HZ2 nicht so schlecht wie du es meintest. NatĂŒrlich waren sie auch nicht so gut, wie es mit der Mannschaft und dem Etat sein mĂŒsste.
    Auch deine Meinung zu Herrn Drees kann ich nicht teilen. Nicht, dass er das Spiel nicht unter Kontrolle gehabt hÀtte aber seine Linie war teilweise zu kleinlich und vor allem inkonsequent.

    In diesem Sinne…

  5. @foobar: Nett geschrieben? “Nett” ist ja der kleine Bruder von sch
, aber ich kann mit Deinem korrigierenden Kommentar leben. Nehme an, Du bist, wie Aquii, Schalke-Fan, da sieht man naturgemĂ€ĂŸ einiges anders. 😉

    Ich schrieb ja: wir hatten verdient verloren. Ich verstehe die EinschÀtzung der Leistung von S04 genau so, wie Du schreibst: von einer Mannschaft von diesem Kaliber muss man einfach mehr erwarten. Und ja, sie waren in der 2. HZ besser. Keine Frage.

  6. Kleinlich fand ich Herrn Dr. Drees ĂŒberhaupt nicht, im Gegenteil, er hat sehr viel laufen lassen und Vorteil gegeben, um das bisschen Spielfluss nicht noch zusĂ€tzlich zu behindern. Seine Entscheidungen waren insgesamt gesehen nachvollziehbar, große Patzer habe ich nicht bemerkt.

    Wie Herr Markus schon sagte, von einer so aufgestellten Mannschaft wie Schalke erwartet man einfach mehr. Darf man auch.

    Ich habe die S04-Truppe ĂŒbrigens kurz vorher live am Bornheimer Hang im Pokal gegen den FSV gesehen, das konnte auch bei Weitem nicht ĂŒberzeugen und das am Freitag war leider auch nur eine unwesentlich bessere Vorstellung.
    Sagen wir mal so: ca. 8 andere bundesligisten hĂ€tten Schalke locker geknackt in der aktuellen Form. Wir natĂŒrlich nicht. 😉

  7. Leider muss ich nochmal widersprechen,bei mir ist es noch schlimmer, ich bin schon seit mehr als 3 Jahrzehnten Mitglied 😉 Ich weiß, jeder hat sein Paeckel zu tragen….

  8. @textundblog Entfernen Sie doch mal das ĂŒberflĂŒssige -en beim Herrn Dr.
    Das klang wohl zu sehr nach Tresen, ich glĂŒhe noch nach 🙂

    Herr Aquii: was genau ist schlimmer?

  9. was ist das denn hier fĂŒr ein geplauder.

    s04 war grottenschlecht und steht zu recht da unten, wer da eine gute leistung gesehen hat ist verzweifelt und muss sich am 10. spieltag alles schönreden.

    der fcsp macht es wie immer und steht sich selbst im wege. wer es nicht schafft selbst glasklare chancen nicht zu machen hat auf dauer in der 1. bundesliga nicht viel zu suchen. stanislawski kann jetzt beweisen ob er dazu in der lage ist das ein oder andere zu verĂ€ndern. offensiver verteidigung bei eckbĂ€llen ist so ein thema. ich erwarte die ein oder andere ĂŒberraschung am nĂ€chsten samstag.

    schiedsrichter drees hab ich diese saison 2. live gesehen und fĂŒr mich ist er mit der mit abstand beste unparteiische. einer der die vorteilsregelung anwendet und nicht auf die schauspieleinlagen von huntelaar reinfĂ€llt.

    fazit:die stadt gelsenkirchen ist wirklich keine reise wert, die s04 fans ,die ich kennengelernt habe waren sehr freundlich und wenn wir uns ein beispiel an der leistung des schiedsrichters genommen hÀtten, wÀre ein punkt drin gewesen.

  10. Pingback: Klarstellung | Ab jetzt im Pott

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